Pop-Erinnerungsblitze

Son Ambulance stellen ihr Album „Someone Else’s Déjà Vu“ im Orangehouse vor
Son Ambulance tanzen sich zum Samba-Rhythmus mit „A Girl in New York“ in ihre neue Platte. Auch für Hörer, die jegliche Formen lateinamerikanischen Tanz-Geblubbers fliehen wie der Teufel das Weihwasser, ist dieser Einstieg zu verkraften, denn hier paart sich der Tanzbeat mit der 60er-Jahre-Erinnerung an den flockigen Beach-Boys-Pop. Gleichzeitig sind da die Gesangsharmonien und die Intonation, die unverkennbar den New Yorker Melancholieklang von Simon & Garfunkel beschwören.
„Someone Else’s Déjà Vu“ heißt das neue Album von Son Ambulance. Und tatsächlich funktioniert ihre Musik am besten als ständiger, aber nie ganz direkter Klangverweis – ein Hör-Déjà-vu, das sich aber nie eindeutig einer Vorgängerband zuordnen lässt. Es sind die großen Pop-Gesten, die diese Band noch einmal ausprobiert. Die schöne, bleiche Verzweiflungsdekadenz der Walker Brothers grundiert einen Song wie „Quand Tu Marches Seul“.
Aber die Gruppe um den Songwriter Joe Knapp betrachtet die pathetische Pop-Welt von Gestern immer auch mit einer gewissen Distanz und Neugierde, die nicht so einfach im Gefühlsüberschwang aufgehen möchte: Son Ambulance kommen aus Omaha, Nebraska. Und sind auf dem Saddle-Creek-Label zu Hause. Mit Künstlern wie den Bright Eyes ist dieses Label eher nicht bekannt für die geschickte Pop-Spielerei. Aber Son Ambulance und ihre unaufdringliche Schwermut, unauflöslich vermischt mit Pop-Appeal, machen sich gut in dieser Gemeinschaft.
Christian Jooß
Orangehouse (Feierwerk), 20 Uhr, Eintritt: 20 Uhr, Eintritt: 14 Euro