Polnische NS-Zwangsarbeiter in München - neue Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum
München - Sie arbeiteten in der Landwirtschaft, in der Industrie, bei der Reichsbahn, in Kirchen und im öffentlichen Dienst, erst zehn, dann zwölf Stunden pro Tag. Bei geringer Bezahlung und in menschenunwürdigen Arbeiterlagern untergebracht, mussten etwa drei Millionen Polinen und Polen in Nazi-Deutschland Zwangsarbeit leisten. Ihnen widmet sich ab heute die Sonderausstellung "Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939-1945" im NS-Dokumentationszentrum.
Anhand von Fotos und Dokumenten erzählt die sehenswerte Ausstellung auch für Laien gut verständlich die Lebensgeschichten der Männer, Frauen und Kinder, die - wegen des von Heinrich Himmler 1940 verabschiedeten Sonderrechts - aus ihrer Heimat verschleppt und als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 wurde in den besetzten Gebieten ein brutales Regime errichtet. Nachdem der Aufruf zur freiwilligen Arbeit in Deutschland wenig Erfolge brachte, wurden die Männer und Frauen verpflichtet, sich beim Arbeitsamt zu melden, andernfalls wurde ihnen mit Straflagern gedroht. Je weiter der Krieg voranschritt, desto häufiger mussten auch 10-jährige Kinder schwere körperliche Arbeit verrichten.
Der Kontakt zu den Deutschen wurde den polnischen Zwangsarbeitern strengstens untersagt, obwohl sie Tag für Tag in jeder deutschen Stadt präsent waren. Intime Beziehungen von polnischen Männern zu deutschen Frauen wurden mit dem Tod bestraft. Kinder polnischer Eltern, in Deutschland geboren, wurden entweder von ihren Eltern getrennt und zu "Deutschen" erzogen oder in Sterbelager gebracht.
All das schildert die Ausstellung und geht dabei auch auf die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und die schwierige Rückkehr der Polen nach Kriegsende ein - denn die meisten stammten aus den östlichen Gebieten, in denen nun eine kommunistische Regierung herrschte.
Auch in München war polnische Zwangsarbeit Alltag: 150.000 Arbeiter und Kriegsgefangene waren hier tätig, etwa bei BMW und Agfa. Ein Zeugnis dafür ist das Zwangsarbeiterlager München-Neuaubing mit seinen acht Baracken. Etwa 30.000 solcher Lager gab es in Deutschland. Heute ist, neben Berlin, Neuaubing das einzige, das noch steht. Deshalb will das NS-Dokuzentrum bis Ende 2019 dort eine zusätzliche Dependance errichten. Die Ausstellung ist bis zum 29. Oktober im NS-Dokuzentrum (Brienner Str. 34) zu sehen.
Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr, Eintritt 5 Euro, dienstags um 17:30 Uhr gibt es einen kostenlosen Rundgang.
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