Poller machen Maß teurer: Der Preis für die Sicherheit

Die Stadt will moderne Sicherheitspfosten vorder Wiesn errichten – für 3,3 Millionen Euro. Müssen die Wirte zahlen, droht ein höherer Bierpreis. Am Montag entscheidet der Stadtrat.
MÜNCHEN Höhere Sicherheit = höherer Bierpreis? Eine Rechnung, die für manche nach einer Maß zuviel klingt, aber in München bald Wirklichkeit werden könnte.
Denn die Stadt plant die Anschaffung von Sicherheitspollern rund um die Wiesn. Sie würden den dreifachen Sperrring mit grauen Litfasssäulen, schweren Blumenkübeln und quergestellten Bussen und Lastern ablösen, den Besucher in den vergangenen Jahren passieren mussten.
Die optisch schöneren Hochsicherheitspoller könnten einen 7,5 Tonnen schweren Lkw stoppen, der mit 80 Stundenkilometern heransaust. Die Litfasssäulen würden dagegen bis zu 40 Meter weit geschoben. Der Plan von Stadt und Polizei sieht vor: An den 16 Zufahrten auf die Wiesn und an drei Straßen werden 100 statische und 80 versenkbare Poller dauerhaft installiert.
Doch das hat seinen Preis: 3,3 Millionen Euro kostet allein der Einbau der Hochsicherheitspoller. Das bedeutet nach den Berechnungen der Verwaltung: Inklusive der jährlichen Folgekosten für die Poller und der Wiesn-Nebenkosten (wie Rettungsdienst, Feuerwehr, städtisches Wiesn-Personal oder Entwässerungsgebühren) kostet die Sicherheitsanlage 1,1 Millionen Euro im Jahr. Würde die Stadt es stattdessen beim alten Provisorium belassen, koste das auch noch 885000 Euro im Jahr.
Doch wer soll das bezahlen? Die Stadt? Die Wiesnbeschicker und Wirte? Oder solen sich Stadt und Wiesnbeschicker das teilen? Welche dieser Varianten kommt, das ist morgen die große Streitfrage, wenn das Projekt im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats beschlossen werden soll. SPD und CSU haben das schon einmal vertagt. Wiesn-Stadttrat Helmut Schmid und CSU-Stadtrat Richard Quaas hatten zu viele Fragen: Müsssen die teuren Poller wirklich sein oder reicht nicht das alte Provisorium? Welche Kosten können auch auf die anderen Veranstaltungen auf der Theresienwiese mit umgelegt werden? Welche Nebenkosten lassen sich reduzieren?
Die Verwaltung wird sagen: Es sind fast alles Kosten für die Wiesn, und die Hochsicherheitspoller müssen sein.
So schweben über allem die entscheidenden Fragen: Wer zahlt? Und: Macht die Sicherheit das Bier und die Wiesn teurer?
Eine Variante ist: Die Stadt übernimmt alle Kosten. Schließlich hat die Wiesn für sie einen Wert von 850 Millionen. Zu dieser Möglichkeit neigen manche Stadträte.
Die andere Variante ist: Stadt und Wiesn-Leute teilen sich die Kosten zur Hälfte. Dann müssten nach dem Berechnungsvorschlag der Stadt Wirte in Großzelten bis zu 32680 Euro Pacht im Jahr mehr zahlen, eine Wurstbude 250 Euro (siehe Variante 1 in der Tabelle).
Oder drittens: Die Wiesn-Beschicker zahlen alles durch höhere Standgebühren selbst (Variante 2). Für eine Bierburg müsste 65360 Euro mehr gezahlt werden, für eine Wurstbude 500 Euro. Das ist auch der Vorschlag des Wirtschaftsreferenten Dieter Reiter (SPD).
Der hat im Vorfeld den Wirten schon erklärt, dass er dagegen ist, dass die Wirte deswegen das Bier teurer machen. OB Christian Ude meint dagegen: Für die Sicherheit seien zehn oder 20 Cent mehr fürs Bier nicht zuviel.
Wiesnwirtesprecher Toni Roiderer rechnet anders: „Die Wiesn muss noch bezahlbar bleiben.“ Man könne die Kosten aber auch anders verteilen: „Das Oktoberfest hat eine hohe Wirtschaftskraft – von den Hotels bis zu den Unternehmen.“ Willi Bock