Polizistin half im Swinger-Club - jetzt wurde sie gefeuert

MÜNCHEN/ECHING - Polizistin Belinda E. (30) setzte ihren Dienstausweis für ihren Ex-Freund ein, startete Personen-Ermittlungen über den Dienst-PC und bot Sex gegen Geld an. Dafür wurde sie vom Bayerischen Verwaltungsgericht aus dem Dienst entlassen.
Weiße Schuhe, weiße Haarschleife und im Ausschnitt ihrer weißen Bluse steckte eine weiße Rose - wie die Unschuld vom Lande wirkt Belinda E. (30), als sie am Dienstag ins Bayerische Verwaltungsgericht kam. Aber die Personalakte der Polzieobermeisterin aus dem Münchner Polizeipräsidium zeigt ein anderes Bild. Auf über 1000 Seiten haben die internen Ermittler ihre Verfehlungen festgehalten: Über ihren Polizeicomputer soll sie für private Zwecke Personendaten von Bekanten und Verwandten abgefragt haben. A
uf ihrem Dienst-PC wurde auch ein Gewalt-Video gefunden. Im Echinger Swinger-Club "Duett", den ihr Ex-Freund Michael B. (54) damals geführt hatte, ließ sie die Hüllen fallen. In der Kontaktzeitschrift "Happy Weekend" bot sie ihre sexuellen Dienste gegen Geld an. "Mit der Kontaktanzeige wollte ich meinen Erfahrungshorizont erweitern", gab Belinda E. vor Gericht zu.
Dem Schlüssedienst zeigte sie ihre Dienstmarke
Der schlimmste Vorwurf war der Einsatz ihrer Dienstmarke für ihren Ex-Freund im Swinger-Club. Die Hauptmieterin hatte die Schlösser zum Club auswechseln lassen. Als Michael B. am Abend des 19. Juni 2004 in den Club wollte, stand er vor verschlossenen Türen. Er rief Schlüsseldienst Ralf B. (43) an. Der sagte ihm: "Ich habe die Schlösser erst heute ausgewechselt. Ich kann sie nur ein zweites Mal öffnen, wenn mir ein Polizist oder Rechtsanwalt die Notwendigkeit bestätigt." Michael B. soll am Telefon gesagt haben: "Geht in Ordnung." Als der Schlüsseldienst kam, zeigte Belinda E. laut Anklage ihre Dienstmarke. Daraufhin öffnete Ralf B. die Tür.
Die Hauptmieterin zeigte Ralf B. an und so kam der Fall ins Rollen. Belinda E. streitet die Vorwürfe ab und behauptet: "Die wollen mich mit allen Mitteln loswerden. Mein Chef wollte was von mir. Als ich ihn abblitzen ließ, ging der Ärger 2003 los". Angeblich wurde gegen sie auch wegen Drogen ermittelt. Belinda E.: "Sie nahmen sogar Haarproben von mir. Der Fall wurde aber eingestellt, weil es keine Beweise gab."
13 Jahre war Belinda E. bei der Polizei
Den Dienst-PC habe sie benutzt, um etwas über ihren Freund Michael B. zu erfahren: "Mein Chef kam irgendwann zu mir und legte die Strafakte von Michael auf meinen Tisch. Ich sollte mit ihm Schluss machen. Man versprach mir, dass ich dann zur Kriminalpolizei komme."
Nach kurzer Beratung stand für die 5. Kammer beim Verwaltungsgericht fest: Entlassung aus dem Dienst. Sie habe durch ihr Verhalten dem Ansehen der Polizei geschaden. Nach 13 Jahren steht Belinda E. jetzt auf der Straße. Sie schlägt sich zur Zeit mit Gelegenheitsjobs durch. Mit ihrer Anwältin Gabriele Schonk will sie in Berufung gehen.
Torsten Huber