Polizistenmord: Polizeiseelsorger sehr gefragt

Der Schock über den Mord an ihrem Kollegen in Augsburg sitzt bei vielen Polizisten tief. Polizeiseelsorger haben seit dem Fall Ende Oktober viel zu tun.
von  dpa
Ein Polizeiseelsorger geht nach einem Frontalzusammenstoß zweier Autos am 17.03.2009 in Eslohe zum Unfallort. Der Schock über den Mord an ihrem Kollegen in Augsburg sitzt bei vielen Polizisten tief. Polizeiseelsorger haben seit dem Fall Ende Oktober viel zu tun.
Ein Polizeiseelsorger geht nach einem Frontalzusammenstoß zweier Autos am 17.03.2009 in Eslohe zum Unfallort. Der Schock über den Mord an ihrem Kollegen in Augsburg sitzt bei vielen Polizisten tief. Polizeiseelsorger haben seit dem Fall Ende Oktober viel zu tun. © dpa

Der Schock über den Mord an ihrem Kollegen in Augsburg sitzt bei vielen Polizisten tief. Polizeiseelsorger haben seit dem Fall Ende Oktober viel zu tun. Die Aufarbeitung werde noch lange dauern, glaubt der katholische Landespolizeidekan.

Berching/München – Auch knapp drei Monate nach dem Polizistenmord von Augsburg suchen viele bayerische Beamte die Hilfe von Polizeiseelsorgern. „Das Thema ist nicht nach ein paar Wochen abgeschlossen“, sagte der katholische Landespolizeidekan Andreas Simbeck der Nachrichtenagentur dpa in München. „Das ist der Super-GAU innerhalb der Polizei, wenn ein Beamter ermordet wird.“ Auch Polizisten, die das Opfer nicht gekannt hätten, wandten sich an die Seelsorger. Die Identifikation mit dem Kollegen sei sehr groß. „Man spricht nicht umsonst von der sogenannten Polizeifamilie“, sagte Simbeck, der selbst Polizeiseelsorger ist.

Bei vielen Polizisten sei seit dem Mord die Angst gewachsen, selbst in einen solchen Fall verwickelt zu werden. Die Wut und das Ohnmachtsgefühl bei den Kollegen sei groß. Eine genaue Zahl der Hilfesuchenden konnte Simbeck nicht nennen. Er rechnet damit, dass viele Polizisten noch lange brauchen werden, um den Fall zu verarbeiten. „Spätestens beim Prozess wird bei dem ein oder anderen eine Wunde aufreißen.“ In Bayern sind ihm zufolge 29 Polizeiseelsorger aktiv, 19 katholische und 10 evangelische.

Von diesem Sonntag (22. Januar) an kommen die bayerischen Polizeiseelsorger im oberpfälzischen Berching (Landkreis Neumarkt) zu ihrer Jahrestagung zusammen. Dort werden sie in einem Seminar zur psychosozialen Notfallvorsorge auf künftige Kriseneinsätze vorbereitet. Auf der Tagung wollten sich die Seelsorger auch über den Augsburger Polizistenmord austauschen. In der Nacht zum 28. Oktober war ein Polizist nach einer Verfolgungsjagd erschossen worden, seine Kollegin wurde schwer verletzt. Zwei 56 und 58 Jahre alten Brüder sitzen wegen der Bluttat seit Ende Dezember in Untersuchungshaft.

 

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