Polizistenkiller: Erste Täterbeschreibung

Hunderte Fahnder jagen die Killer. Inzwischen haben sie die wahrscheinliche Tatwaffe gefunden. Welche  Rolle spielte eine große Sporttasche?
von  R. Hub, T. Gautier

Hunderte Fahnder jagen die Killer. Inzwischen haben sie die wahrscheinliche Tatwaffe gefunden und neue Hinweise auf die Täter. Wichtig war ihnen offenbar eine große Sporttasche

 

Augsburg - Hand in Hand bummeln Pärchen durch das bunte Herbstlaub des Siebentischwalds. Alle wissen, dass hier am Freitagmorgen ein eiskaltes Verbrechen geschah, der Augsburger Polizist Mathias V. († 41) von zwei Schwerkriminellen erschossen wurde.

Nur wenige kennen die genaue Stelle. Am Tatort liegt nur ein Blumenstrauß am Boden, eine kleine schwarze Laterne und einzelne Grabkerzen – trauernde Polizisten haben sie niedergelegt.
Die Fahndung nach den Todesschützen läuft mit großem Druck. „Wir kriegen die Kerle“, haben sich die Fahnder der Soko „Spickel“ geschworen. Die Ermittler arbeiten rund um die Uhr und ohne Pause. „Eine heiße Spur haben wir noch nicht“, sagte ein Sprecher am Sonntag. Über 180 Hinweise aus der Bevölkerung gingen inzwischen ein.

Die Spurensuche am Tatort im Augsburger Stadtwald ist unterdessen abgeschlossen. Jedes noch so kleine Detail wurde von der Spurensicherung fotografiert, vermessen und dokumentiert.

Polizeihauptmeister Mathias V. und seine Kollegin Diana K. (30) wollten am Freitagmorgen zwei verdächtige Männer auf einem Parkplatz kontrollieren. Die Männer flüchteten auf ihrer Honda CB 500. Bei der wilden Verfolgungsjagd stürzten sie – und feuerten dann ohne Vorwarnung auf die Beamten. Dabei starb Mathias V.

Die Polizei sucht jetzt nach Personen, die möglicherweise eine Schussverletzung oder auffallende Kratzer an Händen und im Gesicht haben. Die Schrammen könnten vom Sturz stammen, die Schussverletzung von Kugeln aus der Dienstpistole von Diana K.

Die Polizistin beobachtete auch, dass die Männer eine Sporttasche bei sich hatten. Deren Inhalt muss für die Gangster sehr wertvoll sein, denn als sie auf der Flucht zu Boden fiel, kamen sie zurück, schnappten sich die Tasche und verschwanden erst dann. Die Polizei veröffentlichte gestern ein Bild einer ähnlich aussehenden Tasche. Was in ihr war – Geld, Waffen, Utensilien für einen Einbruch oder Hinweise auf ein anderes Verbrechen – ist unklar.


Die Täterbeschreibung der überlebenden Polizistin

Fest steht: Beide Männer trugen Motorradkleidung und Helme. Laut der überlebenden Polizistin sind sie eher jüngeren Alters. Sie hatten dunkle Tücher vor dem Gesicht. Der Beifahrer trug eine Art Cargohose mit zwei aufgesetzten, hellen Taschen, dazu eine dunkle, längere Jacke und schwarze Turnschuhe.

Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die Honda. Die Maschine wurde in der Nacht vom 10. auf 11. Oktober in Ingolstadt gestohlen. Der Besitzer hat sofort Anzeige erstattet. „Er hat mit der Tat definitiv nichts zu tun“, betont ein Polizeisprecher.

Umso mehr interessieren sich die Fahnder für Zeugen, denen die 15 Jahre alte Honda mit einem kleinen Aufkleber der Deutschlandflagge am Heck und Sturzbügel in den vergangenen Wochen aufgefallen ist. Als die Maschine am Freitag in die Polizeikontrolle geriet, hatte sie ein Augsburger Kennzeichen (A L 307).


Kalaschnikow-Munition war im Einsatz

Polizisten fanden in der Nähe des Tatorts Kleidungsstücke und eine großkalibrige Waffe. Bei der Tat soll Kalaschnikow-Munition zum Einsatz gekommen sein. Bei der Waffe selber handelt es sich nach AZ-Informationen jedoch um keine Kalaschnikow.

In Königsbrunn, wo Mathias V. mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen (13 und 17 Jahre alt) auf einem Bauernhof lebte, herrscht tiefe Trauer und Betroffenheit – die Flaggen hängen auf Halbmast, genau wie in Augsburg, wo hunderte Menschen Blumen und Kerzen vor dem Polizeipräsidium ablegen.


Mathias V. soll diese Woche in Königsbrunn beerdigt werden

Auch im Internet bewegt das Verbrechen die Menschen. Auf Facebook hat die Gruppe „Augsburg trauert“ bereits mehrere tausend Anhänger. Dort hat sich am Samstag auch der Sohn des Opfers, Valentin V., zu Wort gemeldet. Er macht seiner Wut öffentlich Luft und fordert eine harte Strafe für die Täter. „Sie wissen nicht, was sie angerichtet haben“, schreibt er.

Die Mitglieder des Fischereivereins, in dem sich Mathias V. als Jugendwart engagierte, sind geschockt. „Unser ganzes Mitgefühl gilt der Familie“, sagt Vereinschef Herrmann Kring, „es gibt keinen, der Mathias nicht geschätzt hat.“ Er sei immer zur Stelle gewesen, wenn es zu helfen galt, packte beim jährlichen „Ramadama“ am Weiher genauso mit an wie beim Sommerzeltlager.

Wohl noch diese Woche soll Mathias V. beigesetzt werden. Über Ort und Zeitpunkt der Trauerfeier soll diesen Montag entschieden werden.

 

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