Polizist watscht Häftling

Der Beamte, der einem Häftling eine Watschn verpasste, muss nun 7150 Euro Bußgeld bezahlen. Ein Disziplinargericht entfernt ihn jetzt aus dem Dienst.
MÜNCHEN - Ein Polizist auf Abwegen: Ein U-Häftling nervt Polizeiobermster Frank L. (36) so sehr, dass er ihm eine Watschen verpasst. Außerdem hat er unberechtigt Personen im Polizeicomputer überprüft und einem geheimen Ermittlungsbericht eines Kollegen auf seinen privaten Mail-Account gesendet.
Dafür muss sich der Beamte jetzt vor der 19. Disziplinarkammer beim Bayerischen Verwaltungsgericht verantworten. Sein Dienstherr, der Freistaat Bayern, fordert die Entlassung. Frank L. sagt: „Der Gefangene hat mich provoziert und mit dem Wort ,Hure’ beleidigt. Da ist mir die Hand ausgerutscht. Ich habe aber nicht fest zugeschlagen.“
Der Vorfall ereignet sich am 20. Juni 2009, gegen 12 Uhr, in der Zelle 512 im Polizeipräsidium an der Ettstraße. Der Rumäne Alka B. (30, Identität geändert) ist ein starker Raucher, ständig drückt er den Rufknopf, um im Hof zu rauchen. Nach dem sechsten Mal packt Frank L. die Wut, schimpft: „Was soll das?“
In dem Moment soll ihn der Inhaftierte beleidigt haben und Frank L schlägt zu. Alka B. hat eine geschwollene Oberlippe und Blutbläschen im Gesicht. Das Amtsgericht verurteilt ihn wegen Körperverletzung im Amt zu einer Geldstrafe in Höhe von 7150 Euro (130 Tagessätze).
Auch die private Personenabfrage und das Versenden von Ermittlungsberichten wird strafrechtlich geahndet: mit 500 Euro. „Bei dem Ermittlungsbericht handelt es sich um eine ,14-Meldung’. Die wird dann gemacht, wenn psychisch auffällige Personen ins Polizeirevier kommen. Ich fand die Meldung witzig und wollte sie in Ruhe daheim lesen“, so Frank L.
Die Personenabfrage betreffen seinen ehemaligen Kampfsport-Trainer, seine beiden Brüder und die Ex-Freundin. Dazu Frank L.: „Ich hatte gehört, dass gegen meinen Trainer wegen Drogen und Körperverletzung etwas vorliegt. Das wollte ich prüfen. Denn als Polizist wollte ich nichts mit einem Straftäter zu tun haben. Als sich der Verdacht bestätigt hat, habe ich das Studio gewechselt.“
Seine Brüder habe er polizeilich überprüft, weil sie die „Schwarzen Schafe“ in der Familie sind: „Ich wollte wissen, ob sie wieder etwas angestellt haben. Bei meiner Ex wurde angeblich wegen Fahrerflucht ermittelt.“ Diese Vorwürfe sind nicht dienlich, wenn man wie Frank L. von der großen Karriere- träumt: als Bodyguard für prominente Politiker.
Die Einheit vom K 46 bekommt ein spezielles Fahrertraining, können den Wagen in Jes-Bond-Stil unter der Fahrt um 180 Grad drehen, schießen einen Täter sogar in einer Menschenmenge kampfunfähig und können mit den bloßen Händen den Angreifer schnell abwehren. Für Frank L. bleibt der Job unerreichbar. Das Gericht feuert ihn: „Untragbar!“