Polizist verprügelt Clown - von Videokamera überführt
MÜNCHEN - Auf die Video-Überwachung der Münchner Polizei ist Verlass. So wurde Polizeihauptmeister Uwe G. durch die Arbeit seiner Kollegen als Schläger entlarvt und vom Münchner Amtsgericht verurteilt. Der 34-Jährige hatte einen Polit- Clown ins Gesicht geschlagen.
Ausgerechnet durch ein Video seiner Kollegen wurde Polizeihauptmeister Uwe G. als Schläger enttarnt. Auf den Bildern ist deutlich zu sehen, wie der 34-Jährige während einer Demonstration in München zweimal auf Wolfgang K. (33) einschlug. Der war als Clown verkleidet und sollte in diesem Kostüm eigentlich zur Deeskalation beitragen . . .
Am Dienstag stand Uwe G. wegen Körperverletzung im Amt vor dem Amtsgericht. Wegen der erdrückenden Beweise legte er ein Geständnis ab und entschuldigte sich: „Es tut mir leid.“ Urteil: 3600 Euro Strafe, 300 Euro Schmerzensgeld und die Prozesskosten muss der Polizist zahlen.
"Plötzlich der Befehl, eingekesselte Kollegen zu befreien"
4. Februar 2006, kurz nach 16 Uhr: Im Hotel Bayerischer Hof tagte gerade die 42. Sicherheitskonferenz (Siko). Auf dem Marienplatz fanden sich Hunderte von Siko-Gegnern ein, um gegen den US-Militäreinsatz im Irak und den damaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zu demonstrieren. Die Stimmung war aufgeheizt. Polizeihauptmeister Uwe G., der extra mit Kollegen aus Baden Württemberg angereist war, sagte: „Ich bekam plötzlich den Befehl, eingekesselte Kollegen aus der Menge zu befreien.
Dann will er den bunt kostümierten Demo-Clown gesehen haben, der einen Polizisten trat: „Ich habe den Clown von hinten geschubst. Der drehte sich um, stand mit bedrohlich erhobenen Armen vor mir. Ich rechnete mit einem Angriff – und schlug zu.“
Dazu Opfer und Ingenieur Wolfgang K.: „Wir Clowns sollen die Situation ein bisschen entspannen. Dazu hebe ich meine Arme, um Gewaltfreiheit zu demonstrieren und hüpfe vor Polizei und Demonstranten rum.“ Doch plötzlich wurde er geschubst, eine Unbekannte riss an seinem Turban: „Ich sah nichts mehr und bekam einen heftigen Schlag ins Gesicht.“ Die Folgen: Nasenbluten und Kopfweh.
Geständnis nach den Video-Bildern
Dass ein Polizist zugeschlagen hat, beweist ausgerechnet das politisch umstrittene Instrument der Videoüberwachung. Die Polizei-Bilder von der Attacke wurden gestern im Gericht abgespielt. Erst danach gestand der Beamte die Tat und reichte Wolfgang K. die Hand.
Wolfgang K., der am 18. März beim „Aktionstag für die Freiheit der politischen Gefangenen“ wieder als Demo- Clown auftreten will, nahm die Entschuldigung an. Dem Polizist droht als Beamter jetzt noch eine Disziplinarstrafe. Die kann im schlimmsten Fall lauten: Entlassung aus dem Dienst.
Torsten Huber
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