Polizist tötet Frau – aus Notwehr

Blutiges Drama in Großhadern: Eine 49-Jährige kündigt telefonisch an, ihre Tochter zu töten. Als die Polizei eintrifft, macht sie nicht auf. Am Balkon kommt’s zum tödlichen Aufeinandertreffen
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In diesem Haus in Großhadern passierte das Drama
dpa In diesem Haus in Großhadern passierte das Drama

MÜNCHEN - Blutiges Drama in Großhadern: Eine 49-Jährige kündigt telefonisch an, ihre Tochter zu töten. Als die Polizei eintrifft, macht sie nicht auf. Am Balkon kommt’s zum tödlichen Aufeinandertreffen

Zigarettenrauch hängt in der Luft. Am Teppichboden vor dem Apartment von Doris H. klebt noch ihr Blut. Ein Polizist hat die psychisch kranke Frau in der Nacht auf Donnerstag erschossen, nachdem sie ihn mit einem Messer bedroht hat.

Zentimeter für Zentimeter durchsuchen Beamte der Spurensicherung das Apartment der 49-Jährigen. „In einem Blumenkübel auf dem Balkon fanden sie die Patronenhülse aus der Dienstwaffe des Beamten“, berichtete Kriminaldirektor Harald Pickert.

In der Wohnung lagen Artzney und Psychopharmaka. Doris H. war seit langer Zeit in psychiatrischer Behandlung, litt an Psychosen und Depressionen.

Genau vor einem Jahr war Doris H. bereits mehrere Wochen stationär auf der geschlossenen Abteilung der Isar-Amper-Klinik in Haar wegen ihrer psychischen Probleme behandelt worden.

Am vergangenen Donnerstag meldete sie sich telefonisch in der Klinik. Sie drohte, dass sie in ihrer Wohnung ihre Tochter erstechen werde. Der Klinikmitarbeiter verständigte daraufhin die Polizei. Zwei Streifenbeamte fuhren in die Heiglhofstraße in Großhadern. Dort bewohnte Doris H. im zweiten Stock des Wohnheims ein Apartment.

Die Beamten klingelten. Niemand öffnete. Zeitgleich versuchten Kollegen, die Tochter der 49-Jährigen zu erreichen, die im Münchner Umland lebt. Vergeblich.

Im Korb eines Drehleiterfahrzeugs der Feuerwehr ließ sich der Polizeiobermeister zusammen mit zwei Feuerwehrleuten hoch in den 2. Stock heben. Er kletterte auf den Balkon. Der Beamte klopfte gegen die Scheibe. Er rief – doch Doris H. saß nur regungslos auf ihrem Sofa.

Ob ihre Tochter bei ihr war, konnten die Helfer durchs Fenster nicht erkennen. Auch nicht ob sie verletzt war, oder Hilfe benötigte. Die Situation war völlig unklar.

Als ein Feuerwehrmann mit seiner Axt das Glas der Balkontür einschlug, erhob sich Doris H.. Mit einem Küchenmesser in der Hand ging sie auf den Polizisten zu.

Der Beamte forderte sie auf, stehen zu bleiben, das Messer wegzuwerfen. Doch Doris H. ging weiter. „Lass mich in Ruhe!“, schrie sie.

Der Polizist setzte daraufhin sein Pfefferspray ein. Die Frau zeigte keine Reaktion.

Der Polizeiobermeister zog daraufhin seine Waffe. „Er wich zurück bis ans Balkongeländer“, berichtet Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger. Als Doris H. nur mehr etwa eineinhalb Meter entfernt war, schoss der Polizist.

Die Kugel traf die Frau links unterhalb des Schlüsselbeins in die Brust. Das Projektil zerfetzte die Arterie, drang durch die Lunge und trat auf dem Rücken wieder aus. Notarzt und Sanitäter kümmerten sich sofort um die Frau. Doch Doris H. verblutete innerhalb weniger Minuten, noch bevor sie in ein Krankenhaus gebracht werden konnte.

Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass der Polizist in Notwehr gehandelt hat. „Er hat geschossen, um sein Leben zu schützen“, betont Harald Pickert. Auf so kurze Distanz habe, so der Kriminaldirektor, ein Treffer in Bein oder Arm keine Wirkung gezeigt, die Frau hätte deshalb trotzdem zustechen können.

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