Polizeikontrolle am Gärtnerplatz eskaliert - Schlagstock kommt zum Einsatz
München - Laute Musik, Alkohol, Grölen, Gelächter: Hunderte feiern am Gärtnerplatz in der Nacht auf Samstag bis weit nach Mitternacht – wie so oft in den vergangenen Wochen. Anwohner verständigen spätnachts die Polizei. Als Polizeibeamte die Ausweise einiger Feiernder überprüfen wollen, eskaliert die Situation.
Vier Männer werden festgenommen, fünf Beamte leicht verletzt
Eine Gruppe von etwa 20 bis 30 Personen ist erst gegen Mitternacht auf den Gärtnerplatz gekommen, auf dem bereits rund 300 Männer und Frauen feiern. Die Neuankömmlinge mischen sich unter die Menge, drehen ihre Musikbox laut auf.
Als um 1.23 Uhr Streifenbeamte eingreifen und einige aus dieser Gruppe kontrollieren, beginnt die Stimmung schlagartig zu kippen. Die Beamten wollen von einem 20-Jährigen aus Haar den Ausweis sehen. Er ist bereits aktenkundig wegen Rauschgiftdelikten.
Personenkontrolle am Gärtnerplatz läuft aus dem Ruder
Der gebürtige Kameruner weigert sich, gibt sich laut Präsidium völlig unkooperativ. Die Polizisten nehmen ihn schließlich in Gewahrsam und wollen ihn zu ihrem Streifenwagen bringen. Dabei kommt es zu Handgreiflichkeiten mit zwei Beamten. Einige Umstehende skandieren die Parole "Black Lives Matter".
Vorwürfe, die Kontrolle sei rassistisch motiviert, wies ein Polizeisprecher am Sonntag zurück. Die Polizei sei regelmäßig am Gärtnerplatz, um die Einhaltung der Corona-Regeln zu überprüfen. "Die Kontrollen sind ausschließlich der Örtlichkeit geschuldet und nicht bestimmten Ethnien des Publikums", sagt Polizeisprecher Florian Hirschauer.
Auf Videos, die inzwischen auch im Internet kursieren, ist zu sehen, wie sich der 20-Jährige gegen seine Festnahme wehrt. Mehrere Bekannte des Mannes unterstützen ihn dabei, wollen die Kontrolle verhindern, ihm vermutlich die Flucht ermöglichen. Als sich immer mehr Personen an der Auseinandersetzung – zunächst verbal, dann körperlich – beteiligen, setzt ein Polizist seinen Schlagstock ein.
Die sechs bis sieben Beamten seien gegenüber der Gruppe der aggressiven Partygänger deutlich in der Unterzahl gewesen, sagt Florian Hirschauer. Diese hätten die Beamten mit Tritten und Fäusten angegriffen, um die Identitätsfeststellung ihres Bekannten zu verhindern.
Auf einem Internet-Video ist zu sehen, wie ein Polizeihauptmeister des Präsidiums München seinen Schlagstock zieht und ausholt.
Ein 26-Jähriger aus Haar, ein Bekannter des 20-Jährigen, der an dem heftigen Gerangel mit den Beamten beteiligt gewesen sein soll, wird im Gesicht getroffen. Er erleidet eine blutende Platzwunde an der Lippe. Die Wunde muss im Krankenhaus versorgt werden.
Erst als etwa 50 Beamte vor Ort sind, kann die Polizei die Situation am Gärtnerplatz unter Kontrolle bringen.
Mehr als 20 Streifenwagen im Einsatz
Der Einsatz wird teilweise von Bodycams dokumentiert, die einige Polizisten eingeschaltet haben. Bei dem Einsatz sind fünf Polizisten leicht verletzt worden.
Neben dem 20-Jährigen werden drei weitere Personen, ein 17-Jähriger aus München und zwei Männer (22 und 23) aus Freising, festgenommen. Sie kommen im Laufe des Samstags wieder frei. Gegen sie wird ermittelt wegen Widerstands und des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie wegen gefährlicher Körperverletzung.
Aus Neutralitätsgründen hat das Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen, um zu prüfen, ob der Einsatz des Polizeihauptmeisters angemessen war. Es geht um fahrlässige Körperverletzung, möglicherweise auch um den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung. Nach derzeitigem Stand hat der Polizist nicht gezielt gegen den Kopf geschlagen. Vielmehr sei der Vorfall "in einer bedrängten Situation passiert", heißt es bei der Polizei. Er habe den Schlagstock gezogen und eine Bewegung gemacht, um die Menge auf Abstand zu halten.
In der jüngeren Vergangenheit hat es am Gärtnerplatz immer wieder Polizeieinsätze wegen Feiernden gegeben.
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