Polizei warnt: Jeder Zehnte hat Alkoholproblem!

Die Polizei stellt alarmierende Zahlen in einer Studie zu "Alkoholkonsum im Straßenverkehr" vor. Die Geldbußen und Strafen sollen drastisch erhöht werden.
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Die Polizei stellt alarmierende Zahlen in einer Studie zu "Alkoholkonsum im Straßenverkehr" vor. Die Geldbußen und Strafen sollen drastisch erhöht werden.

München - Anlässlich des letztjährigen Anstiegs der Verkehrsunfallzahlen, bei denen Alkohol die Unfallursache war, geht der Münchner Polizeipräsident Prof. Dr. Schmidbauer auf die Thematik „Alkohol im Straßenverkehr“ im Rahmen einer Pressekonferenz ein.

1,5 Millionen Deutsche alkoholabhängig

Zunächst stellt Prof. Dr. Schmidbauer fest, dass die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland auf 1,5 Millionen geschätzt werden. Dazu kommen noch 1,9 Millionen Deutsche, die durch regelmäßigen Alkoholkonsum gefährdet sind und 5,6 Millionen, die Alkohol auf riskante Art und Weise konsumieren. Man muss also leider feststellen, dass etwa 10 Prozent der Bevölkerung ein Problem mit Alkohol haben.

Im Jahr 2011 waren deutschlandweit insgesamt 399 Verkehrstote im Zusammenhang mit Alkohol zu beklagen. Dazu ist Alkohol eine der Hauptursachen bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden. Faktisch ist das Unfallrisiko bei 1,1 Promille im Blut ca. achtmal so hoch, als im nüchternen Zustand.

Bereits geringe Mengen von Alkohol, beginnend bei 0,3 Promille beeinflussen das Konzentrations- und Wahrnehmungsvermögen. Entfernungen werden nicht mehr richtig eingeschätzt und die Reaktionszeit lässt deutlich nach. Die Risikobereitschaft steigt dafür an. Bereits bei 0,3 Promille machen sich Kraftfahrzeugfahrer strafbar, wenn sie alkoholbedingt einen Verkehrsunfall verursachen bzw. mit verursachen. Mit zunehmender Alkoholkonzentration verstärken sich diese Ausfallerscheinungen enorm.

2011 gab es 565 Verkehrsunfälle mit Alkohol als Unfallursache

Im Jahr 2011 gab es im Bereich des Polizeipräsidiums München 565 Verkehrsunfälle mit Alkohol als Unfallursache. Dabei wurden 290 Personen verletzt und 5 Personen getötet. Im Jahr 2010 waren es noch 512 Verkehrsunfälle mit 258 Verletzten und 3 Getöteten. Dies bedeutet eine Steigerung von 10,4 Prozent.

Prof. Dr. Schmidbauer führt weiter an, dass allein in den letzten 14 Tagen wieder drei schwere Verkehrsunfälle in München passiert sind, bei denen Alkohol die Unfallursache war.

Radlerinn umgefahren

Am 21. August war ein alkoholisierter Pkw-Fahrer zunächst gegen mehrere geparkte Pkw gefahren und flüchtete jeweils von den Unfallorten. Anschließend erfasste er einen Fußgänger, der gerade dabei war, in seinen geparkten Pkw einzusteigen und verletzte diesen schwer. Am 19. August kam eine alkoholisierte Pkw-Fahrerin von der Straße ab und fuhr gegen zwei geparkte Pkw. Danach kippte ihr Pkw auf die linke Seite und blieb so auf der Straße liegen. Glücklicherweise wurde sie nur leicht verletzt. Allerdings entstand ein hoher Gesamtsachschaden von geschätzten 70.000 Euro.

Am 16. August übersah ein alkoholisierter Pkw-Fahrer die für ihn geltende rote Ampel und fuhr gegen eine Radfahrerin, die bei Grünlicht die Fahrbahn überquerte. Sie wurde von der Motorhaube auf die Windschutzscheibe des Pkw geschleudert und stürzte danach auf die Straße. Dadurch zog sie sich schwere Verletzungen zu.

Prof. Dr. Schmidbauer betont: „Unser Ziel muss es sein, jeden Verkehrsteilnehmer davon zu überzeugen, dass sich Alkoholgenuss und das Führen eines Fahrzeuges im Straßenverkehr auf keinen Fall vertragen.

Im Jahr 2011: 4.448 folgenlose Trunkenheitsfahrten und 824 verhütete Alkoholfahrten

Jeder Unfall bei dem Alkohol im Spiel ist, ist definitiv ein Unfall zu viel!“ Die Münchner Polizei versucht die Problematik durch verschiedene präventive Maßnahmen zu verkleinern. Zum einen ist hier die tägliche Kontrolltätigkeit der Schutzpolizei im Verkehrssektor zu nennen. Hier gab es im Jahr 2011 4.448 folgenlose Trunkenheitsfahrten und 824 verhütete Alkoholfahrten. Zum anderen führt die Münchner Verkehrspolizei im Rahmen ihrer Verkehrsunterrichte entsprechende Aufklärungsarbeit durch.

Die Beeinträchtigung durch den Alkohol kann man sich dabei durch das Aufsetzen einer sogenannten „Rauschbrille“ auch richtig bewusst machen. Prof. Dr. Schmidbauer appelliert außerdem an ein Umdenken in der Bevölkerung.

“Herantrinken“ an eine Promillegrenze

Der Sinn einer Gesetzesänderung wie in Frankreich, bei der das Mitführen eines Alkoholtestes Pflicht ist, wird eher angezweifelt. Vielmehr ist die Philosophie der Münchner Polizei so zu sehen, dass vor ein “Herantrinken“ an eine Promillegrenze gewarnt wird.

Wer Alkohol trinken möchte, sollte sein Auto stehen lassen oder noch besser, den öffentlichen Nahverkehr oder ein Taxi nutzen.

Geldbußen und Geldstrafen sollen erhöht werden

Prof. Dr. Schmidbauer bittet den Gesetzgeber, dass die Geldbußen und Geldstrafen bei Alkoholverstößen im Straßenverkehr entsprechend erhöht werden. Hier könnte bei den Geldbußen auch eine entsprechende Kopplung an das Vermögen und Einkommen des jeweiligen Betroffenen eine höhere Abschreckung nach sich ziehen.

Als Ausblick wird die Münchner Polizei auch weiterhin neben einer intensiven Verkehrsaufklärung die Kontrolltätigkeit in diesem Bereich auf einem hohen Niveau halten. Das Ziel ist hier, durch die sich daraus ergebende Strafverfolgung langfristig eine positive Verhaltensänderung der Fahrzeugführer beim Umgang mit Alkohol im Straßenverkehr zu bewirken.

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