Polizei stoppt schrägen Ausweisfälscher
Ein deutscher Autofahrer zeigt bei einer Fahrzeugkontrolle gefälschte Papiere aus der nicht mehr existierenden „Freien Stadt Danzig” und pocht auf die Eigenständigkeit seines „Staates”
TRAUNSTEIN - Sowas hatten die Fahnder in ihrem Leben noch nie gesehen: Ein Deutscher hat sich bei der Fahrzeugkontrolle mit gefälschtem Ausweis als Mitglied eines nicht- existierenden Staates ausgegeben – jetzt muss er sich wegen mehrfacher Urkundenfälschung verantworten.
In der Nähe von Piding im Berchtesgadener Land kontrollierten die Traunsteiner Fahnder am vergangenen Mittwoch zur Mittagszeit einen Audi A8. Der Fahrer war ein 45-jähriger Deutscher, der auch brav seine Papiere übergab: Zulassungsschein, Personalausweis und Führerschein.
Auf den ersten flüchtigen Blick hin schienen die Dokumente ok, beim Durchlesen allerdings bemerkten die Polizisten: Die Papiere waren angeblich von der „Freien Stadt Danzig” ausgegeben worden. Auf dem Personalausweis stand beim Punkt Staatsangehörigkeit „Deutsches Reich”.
Auch das Nummernschild des Mannes war sehr fantasiereich angefertigt: Es lautete B – 001 DA, die letzten beiden Buchstaben sollten augenscheinlich für Danzig stehen. Daneben war ein Teil des Stadtwappens von Danzig abgebildet.
Die jahrhundertelang umkämpfte Hafenstadt liegt heute in Polen und heißt Gdansk. Nach dem Ersten Weltkrieg war die frühere preußische Hansestadt vom Deutschen Reich getrennt worden und 1920 zur „Freien Stadt Danzig” erklärt worden, einem unabhängigen Staat, der unter Aufsicht des Völkerbundes stand. 1939 erklärten die Nazis völkerrechtswidrig den Anschluss an das Deutsche Reich.
Der 45-jährige Fahrer allerdings wollte zunächst für seine seltsamen Papiere einen Zeugen beibringen und rief einen angeblichen „Senator” der „Freien Stadt Danzig” mit Sitz in der Schweiz an. Der beschwerte sich dann auch prompt über die Strafverfolgung seines „Staatsangehörigen” und pochte unbeirrbar auf die Eigenständigkeit der „Freien Stadt Danzig”. Persönlich allerdings wollte der Herr Senator verständlicherweise nicht bei der Traunsteiner Polizei erscheinen, um dort für seinen „Landsmann” auszusagen.