Polizei sprengt illegale Poker-Runde im Norden von München

Elf Männer treffen sich am Stadtrand in einer geheimen Spielhölle. Zuletzt bekommen die Zocker Besuch von der Polizei. Jetzt wird gegen vier der Verdächtige wegen gewerbsmäßig organisierten illegalen Glücksspiels ermittelt.
Ralph Hub
Ralph Hub
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
3  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Bargeld, versteckt unter den Kissen des Sofas.
Bargeld, versteckt unter den Kissen des Sofas.

München - In einem unscheinbaren Gebäude im Norden von München hat sich die illegale Poker-Runde getroffen. Einmal die Woche, immer am Freitag zockten die Teilnehmer. Wenn Fortuna hold war, lockten fette Gewinne, wenn nicht, konnte man Haus und Hof verspielen. Am Wochenende hob die Polizei das geheime Casino aus.

Um 0.50 Uhr nachts stürmt die Polizei

Der Mindesteinsatz pro Runde lag bei 500 Euro. "Nach oben gab es aber keinerlei Limits für die Spieler", sagt Hans-Peter Chloupek, Chef vom Kommissariat K33. Um wie viel Geld in der Runde in den vergangenen Monaten gezockt wurde, lässt sich nur erahnen. Erstmals bekamen die Fahnder im vergangenen Juni Wind von der Runde. Am Samstag um kurz vor 1 Uhr nachts stürmten 80 Polizisten das Gebäude bei einer Razzia. Sie fanden rund 50.000 Euro in bar. Ein Teil des Geldes war versteckt in den Polstern eines Sofas.

"Dieses Geld zu finden, ist besonders wichtig bei den Ermittlungen", sagt Anne Simon, von der Staatsanwaltschaft München I, "nur so können wir den Verdächtigen illegales Glücksspiel auch nachweisen."

Boss der Zocker-Runde ist ein 46-Jähriger 

Organisiert wurde die illegale Poker-Runde nach Angaben der Ermittlungsbehörden von einem 46 Jahre alten Serben und drei seiner Freunde. Im Fall einer Verurteilung hat es sich für die Männer für einige Zeit ausgezockt. Für gewerbsmäßig organisiertes illegales Glücksspiel drohen laut Paragraf 284 Strafgesetzbuch in Deutschland bis zu fünf Jahre Haft, erklärt Staatsanwältin Simon. Zocker, die von der Polizei erwischt werden, kommen etwas glimpflicher davon. Ihnen drohen laut Paragraf 285 StGB Geldstrafen oder bis zu sechs Monate Gefängnis.

Die Zocker-Runde traf sich immer freitags gegen 21 Uhr im Münchner Norden. Gespielt wurde bis zum nächsten Morgen. Bei der Razzia in der Nacht auf Samstag befanden sich 20 Personen in dem Haus. Elf davon waren an der Poker-Runde nach Polizeiangaben beteiligt. Es handelt sich ausschließlich um Männer im Alter von 26 bis 55 Jahren.

Eingerichtet wie Poker-Profis

Die Beamten stellten neben rund 50.000 Euro in bar Kartenspiele und Pokerchips sicher. Die Organisatoren hatten in dem Gebäude zwei Räume eingerichtet. An einem professionellen Tisch wurde Poker gespielt. "Die Teilnehmer hoffen immer, den Jackpot zu gewinnen", sagt Guido Rissmann von K33, "wenn sie verlieren, hoffen sie mit immer höheren Einsätzen den Verlust wieder hereinzuholen."

Ein Teufelskreis, wie Fachleute warnen, viele Spieler sind süchtig und können gar nicht mehr aufhören. Die Hoffnung auf den großen Gewinn, den Jackpot, hält sie am Spieltisch.

Mancher verzockt seine gesamte wirtschaftliche Existenz

"Mancher hat dabei schon Haus und Hof verloren, seine gesamte wirtschaftliche Existenz ruiniert", sagt Guido Rissmann. Wenn das eigene Geld verspielt ist, versuchen sich die Zocker bei Freunden und Verwandten neues Geld zu leihen, um weiterspielen zu können.

Damit sich die Spieler wohlfühlten und möglichst lange am Tisch blieben, gab es kostenlose Getränke und auch Snacks. Neben jedem der Spieler sei ein Tablett gestanden mit frischem Obst, Trauben, Äpfel, Birnen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Extrem hohe Einsätze und die Hoffnung auf den Jackpot

Auch in der jetzt zerschlagenen Poker-Runde ging es um hohe Einsätze. Wer Pech hatte, konnte in einer Nacht mehrere Zehntausend Euro verlieren. Bis zu 20 Spieler sollen sich immer freitags getroffen haben. Ganz normale Männer, vom Handwerker bis zum Akademiker, seien bei solchen Runden dabei, sagt die Polizei. Illegales Glücksspiel ist weit verbreitet, der Bereich Online-Glücksspiel nimmt sogar rasant zu.  

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • HanneloreH am 16.10.2024 12:43 Uhr / Bewertung:

    Bestimmt werden die Pokerspieler härter bestraft als die Schläger die den MVG Mitarbeiter ins Krankenhaus geprügelt haben.
    Danke an die bayrischen Gerichte !

  • Salvator2000 am 14.10.2024 21:22 Uhr / Bewertung:

    „ Neben jedem der Spieler sei ein Tablett gestanden mit frischem Obst, Trauben, Äpfel, Birnen.“

    Na immerhin handelte es sich um gesundheitsbewusste Zocker.

  • Futurana am 14.10.2024 18:37 Uhr / Bewertung:

    Eine fürchterliche Sucht.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.