Polizei schnappt Online-Gangster – in der Bank

MÜNCHEN - Er eröffnete ein Konto und zahlte am nächsten Tag immense Summen ein - das machte die Angestellten stutzig. Die Polizei schnappte einen 21-Jährige der seinen Opfern via Internet Geld abgezwackt hatte.
In der Anonymität des Internets gehen Online-Gangster ja oft ziemlich clever vor. Im wirklichen Leben stellen sie sich manchmal eher dumm an – wie jener Gauner, den die Münchner Polizei jetzt gefangen hat.
Der Mann (21), ein Serbe mit österreichischem Pass, hatte bei der Targo-Bank in der Sonnenstraße ein Konto eröffnet. Bereits einen Tag später machten verdächtig hohe Einzahlungen auf dieses Konto die Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums der Bank stutzig: Das Geld hatte der Online-Gauner per Schad-Software ahnungslosen Internet-Usern abgezwackt – und Überweisungen direkt auf sein Konto programmiert.
Betroffen war eine 42-Jährige aus Nordrhein-Westfalen sowie ein 26-Jähriger aus Bayern: Sie hatten offenbar E-Mails des Serben geöffnet; daraufhin – so vermutet die Polizei – habe sich auf den Computern der Geschädigten verborgene, so genannte Phishing-Software in Gang gesetzt. Diese ermöglichte die Überweisungen.
Bereits einen Tag nach der Kontoeröffnung wollte der Ganove seine Beute in bar abheben – doch die Mitarbeiter der Filiale hatten schon die Polizei verständig. Der Mann wurde sofort verhaftet.
Laut Bundeskriminalamt nehmen Phishing-Fälle stark zu. 5000 Anzeigen wurden 2010 verbucht. Der Schaden beträgt rund 17 Millionen Euro. Die Dunkelziffer liegt viel höher. „Oft bemerken die Opfer einen Phishing-Angriff entweder gar nicht oder erst zu spät“, sagte Polizeisprecher Martin Rieder der AZ. Denn in der Regel schöpfen die international organisierten Banden nur niedrige Beträge bei ihren Opfern ab. Das fällt kaum auf. Zum Einsatz komme eine spezielle Schad-Software, die gleichzeitig Banking- und Kreditkartendaten ausspioniert.
Bei der Methode „Drive-by-Infection“ kann es passieren, dass man sich den Schad-Code durch das bloße Aufrufen einer Website am PC holt. Zum Teil wissen nicht mal die Betreiber der Seiten, dass diese infiziert wurden. sem