Kommentar

Polizei-Razzia schockt "Letzte Generation": Mit Kanonen auf Spatzen feuern

Die "Letzte Generation" und ihre Aktionen sind umstritten. Doch, egal wie man zu ihren Taten steht: Eine Polizei-Razzia, inklusive Vorverurteilung als "kriminelle Vereinigung", das führt zu weit, findet die AZ-Politikressortleiterin.
Natalie Kettinger
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An ihren Aktionen scheiden sich die Geister: Die Aktivisten der Letzten Generation mussten eine Polizei-Razzia über sich ergehen lassen.
An ihren Aktionen scheiden sich die Geister: Die Aktivisten der Letzten Generation mussten eine Polizei-Razzia über sich ergehen lassen. © dpa

Man kann die Klimakleber "bekloppt" finden, wie Olaf Scholz es tut – auch, wenn man vom selbsternannten Klimakanzler anderes erwartet hätte. Man kann sie nervig finden, wenn sie wieder auf der Straße pappen – oder kontraproduktiv, wenn sie die historischen Rahmen von Gemälden beschädigen.

All das ist aber keine Rechtfertigung dafür, die Mitglieder der "Letzten Generation" zu verprügeln, vom Asphalt zu zerren oder wie jetzt mit einer völlig überzogenen Polizei-Aktion (in sieben Bundesländern!) gegen sie vorzugehen.

Was glaubt die Polizei bei der "Letzten Generation" zu finden?

Richtig: Zwei der Beschuldigten sollen versucht haben, eine Gas-Pipeline zu manipulieren, was eine Straftat wäre. Das geht zu weit, in diesem Punkt sind Ermittlungen völlig gerechtfertigt. Doch was wird den übrigen Verdächtigen vorgeworfen? Nach AZ-Informationen Nötigung und Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr.

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Und welche Straftaten sollen mit den 1,4 Spenden-Millionen finanziert werden? Nach AZ-Informationen Nötigung und Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr.

Dass deshalb 15 Studentenbuden im gesamten Bundesgebiet durchsucht werden, ist, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen. Was glaubt man denn zu finden? Kleber?

Klimaschutz hat in Deutschland Verfassungsrang, doch passiert ist wenig

Haben die Ermittlungsbehörden wirklich nichts Wichtigeres zu tun, als gegen eine Handvoll Aktivisten vorzugehen, die aus Sorge vor den Folgen der Erderhitzung zivilen Ungehorsam leisten? Klimaschutz hat in Deutschland Verfassungsrang.

Die Einführung geeigneter Maßnahmen geht dennoch schrecklich schleppend voran. Windkraft-Ausbau? Von der CSU jahrelang ausgebremst. Stromtrassen von Nord nach Süd? Wollten auch die Freien Wähler nicht. Tempolimit? Keinesfalls mit der FDP! Wer will, dass die Klima-Kleber von den Straßen verschwinden, sollte hier ansetzen.

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84 Kommentare
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  • Rappi am 25.05.2023 14:09 Uhr / Bewertung:

    Klar. Körperverletzung ist selbstverständlich ein geringeres Delikt als sich irgendwo festzukleben.
    Mein Kopfschütteln ist heftig.
    Und den Verkehrsstau gibt es auf dem Mittleren Ring tagtäglich auch ohne Klimakleber.
    Von was träumen Sie denn dort Minga71???

  • Rappi am 25.05.2023 14:02 Uhr / Bewertung:

    Gleichzeitig wurden gestern in München 30 Wohnungen wegen Kinderpornografie durchsucht.
    Wo ist da der Aufschrei???
    Es wird sich über Klimaktivisten aufgeregt und das sie uns aufmerksam machen auf den Klimawandel wird als Hysterie und linke Panikmache bezeichnet. Bei den jungen Leuten, die sich (zu recht) große Sorgen um ihre Zukunft machen, heißt es, die kann man schlagen, treten, "mit dem LKW" überrollen oder in Vorbeugehaft nehmen usw.
    Puh. Es wird gesagt, dass Klimaaktivismus Terror ist, es wird sich übers Gendern aufgeregt, "schließlich würde es die Sprache zerstören", gegen fleischloses Essen wird gewettert, aber warum werden die Klimaaktivisten nicht von uns allen unterstützt, damit auch die Zukunft der jungen Generation lebenswert ist??? Dann muss sich auch niemand mehr festkleben.
    Wir sehen doch heute schon, dass es immer mehr Unwetterkatastrophen usw. gibt.
    Es geht uns ALLE an!
    (Ich bin fast 70, aber sehr stolz auf die Generation, die sich engagiert).

  • Tonio am 25.05.2023 12:33 Uhr / Bewertung:

    Unglaublich wie einseitig die Medien berichten und kommentieren! Wer links ist, dem wird hier einfach viel vergeben. Eine Gruppierung kann das Leben von Verkehrsteilnehmern gefährden, Verkehr und Parteizentralen lahmzulegen versuchen, die Teilnehmer werden nicht bestraft und sogar in Talkshows eingeladen. Täten rechte Aktivisten, was die Anhänger der Letzten Generation tun, Öffentlichkeit und Medien stünden Kopf.

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