Polizei: Namen von Verdächtigen bekannt, Aufenthaltsort nicht
München – Andrä erläuterte zunächst noch einmal, wie es zu dem massiven Anti-Terror-Einsatz am 31.12.2015 kam. Demnach ging beim Münchner Polizeipräsidium an Silvester gegen 19:40 ein konkreter Hinweis über einen unmittelbar bevorstehenden Terror-Anschlag ein. Der Hinweis stammte von einem ausländischen Nachrichtendienst und erreichte die Münchner Polizei über deutsche Bundesbehörden.
Laut den Geheimdienstinformationen sollen zwischen fünf und sieben Terroristen aus dem Umfeld der Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) um Mitternacht Selbstmordanschläge auf den Münchner Hauptbahnhof und den Bahnhof Pasing geplant haben.
"Bei so konkreten Hinweisen müssen wir handeln"
Da der kurze Zeitraum zwischen Eingang der Warnung und dem geplanten Anschlags-Zeitpunkt der Münchner Polizei nur wenige Möglichkeiten für weitere Ermittlungen ließ, entschloss man sich kurzfristig, die Bahnhöfe zu räumen und abzusperren. Es sei nicht zu verantworten gewesen, auf eine Entwarnung oder Relativierung der Warnung zu warten oder zu hoffen: "Ich würde das nicht als Fehlalarm bezeichnen – bei so konkreten Hinweisen müssen wir handeln", so Hubertus Andrä.
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Insgesamt waren 550 Polizisten im Einsatz. Trotz intensiver Kontrollen rund um die Bahnhöfe konnten allerdings weder Sprengsätze oder andere bedrohliche Gegenstände gefunden, noch verdächtige Personen festgestellt werden. Als sich gegen 03:30 Uhr immer noch keine Konkretisierung der Bedrohungslage ergeben hatte, entschloss man sich daher, den Zugverkehr wieder freizugegeben.
Polizei fahndet nach Irakern und Syrern
Laut Polizeipräsident Hubertus Andrä wurden der Münchner Polizei von dem befreundeten Geheimdienst zu einigen der potentiellen Attentätern konkrete Daten übermittelt. Demnach soll es sich um syrische und irakische Staatsangehörige handeln, von denen Namen und andere persönliche Daten vorliegen.
Trotz dieser Daten sei es bislang aber nicht möglich gewesen, diese Personen zu ermitteln. Die Namen wurden in keiner der durchsuchten Datenbanken gefunden. Es sei daher derzeit völlig unklar, ob sich die Personen überhaupt in München oder Deutschland aufhalten. Andrä betonte jedoch: "Die übermittelten Daten sind so konkret, dass man damit eine Person identifizieren könnte."
Trittbrettfahrer behinderten Polizeiarbeit
Nachdem der Terror-Alarm für München wieder aufgehoben wurde, schätzt Polizeipräsident Andrä die Gefahrensituation für München jetzt wieder so wie vor der Drohung ein, also unverändert.
Dennoch seien derzeit noch rund 100 zusätzliche Einsatzkräfte im Dienst, die in der Innenstadt und an Bahnhöfen patrouillieren. Andrä bittet die Bevölkerung um Verständnis dafür, dass die Polizei zudem derzeit verstärkte Kontrollen durchführt.
Leider haben sich auch zwei Trittbrettfahrer einen Spaß daraus gemacht, die Polizei mit weiteren Terror-Drohungen zu beschäftigen. Dafür hat Andrä keinerlei Verständnis und kündigt eine Null-Toleranz-Politik an: "Die müssen sich warm anziehen, das werden wir uns nicht gefallen lassen!" Er betonte: "Wer Angst und Schrecken verbreiten will wird merken, mit welcher Konsequenz wir dagegen vorgehen, [...] die bekommen von uns eine intensive Behandlung."
Abschließend empfahl Andrä den Münchnern "ihr Leben so zu leben, wie man es gewohnt ist". Derzeit sei keine größere Gefährdungslage als vor der Terror-Warnung erkennbar.
OB Reiter: "Froh, dass nichts passiert ist"
Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) äußerte sich am Neujahrstag zu der turbulenten Silvesternacht. Der Oberbürgermeister wurde am 31.12.2015 gegen 21 Uhr über die aktuelle Situation in München informiert und stand die ganze Nacht über in engem Kontakt mit den Sicherheitsbehörden. Jetzt betont er:
"Ich bin zuallererst einmal froh, dass nichts passiert ist und niemand zu Schaden kam. Es war meines Erachtens richtig, die Sicherheit der Bevölkerung, so wie geschehen, in den Vordergrund zu stellen. Bei dieser Gelegenheit bedanke ich mich für das besonnene Vorgehen der Sicherheitskräfte. Gleichzeitig war es richtig und gut, dass München gestern trotzdem gefeiert hat. Wir werden unser Leben nicht wegen solcher Bedrohungen ändern. Gemeinsam sind wir stärker als die Terroristen."