Polizei kritisiert Aktenzeichen XY

In der Sendung rät eine Kripo-Beamtin den Vergewaltigungsopfern, sich genau zu überlegen, ob sie gegen den Peiniger Anzeige erstatten. Die Münchner Polizei ist erzürnt darüber.
Jasmin Menrad |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Kriminalkommissarin Christine Taphorn sagt in „Aktenzeichen XY“, dass nicht jede Frau einen Vergewaltiger anzeigen soll.
Screenshot Kriminalkommissarin Christine Taphorn sagt in „Aktenzeichen XY“, dass nicht jede Frau einen Vergewaltiger anzeigen soll.

 

München - In der Sendung „Aktenzeichen XY“ war am Mittwoch auch eine Vergewaltigung Thema – vorgestellt von Kriminalhauptkommissarin Christine Taphorn aus Schleswig-Holstein. Die sorgte für Aufsehen, als sie sagte: „Wenn sich das Opfer nicht sicher ist, ist es besser, nicht zur Polizei zu gehen.“ Denn bei einer Vergewaltigung muss die Polizei ermitteln. „Wenn das Opfer nicht weiß, ob es ein Strafverfahren durchsteht, ist es schwierig, das erfolgreich zu Ende zu führen.“

Die AZ hat mit dem Opferschutzbeauftragten der Münchner Polizei darüber gesprochen.

AZ: Haben Sie XY gesehen?

ARNO HELFRICH: Nein, aber das war bei vielen Polizisten Thema. Frau Taphorn vertritt eine Meinung, die von der Polizei nicht nur in München abweicht. Wir können und wollen es nicht hinnehmen, dass Opfer sich nicht melden.

Also immer anzeigen?

Ja, so schnell wie möglich. Wir müssen Spuren am Tatort und Opfer sichern, um die Chancen zu erhöhen, den Vergewaltiger zu finden. Zudem ist die Verarbeitung leichter, wenn das Opfer weiß, dass Konsequenzen drohen. Eine solche Tat muss mit Blick auf weitere mögliche Opfer unbedingt zur Anzeige gebracht werden.

Geht eine anonyme Anzeige?

Nein, man braucht die Angaben der Geschädigten. Unter der Nummer 29 10 4444 werden bei unserer Beratungsstelle Opfer aller Arten von Straftaten beraten. Dort zeigt es die Nummer des Anrufers auf dem Display an. Wenn wir von einer Straftat erfahren, müssen wir ermitteln.

Wie viele Frauen melden sich unter dieser Nummer?

2012 haben wir dort über 3000 Anrufe gehabt. 2400 waren Frauen, allerdings nicht nur Opfer sexueller Gewalt. Eine Anzeigenerstattung ist auch bei jeder Polizeiinspektion rund um die Uhr möglich.

Ist München ein sicheres Pflaster für Frauen?

Nötigung und Exhibitionismus sind 2012 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, bei sexueller Nötigung um ein Viertel. Vergewaltigung ist, wenn der Täter in Körperöffnungen eindringt. Da gab es 149 Fälle, sechs mehr als 2011. Die Aufklärung lag bei 72,6 Prozent.

Wer sind die Täter?

Bei einem Drittel kennen sich Opfer und Täter gut: Es sind aktuelle oder Ex-Partner. Es gab 2012 nur zwei Fälle, bei denen Frauen in Angstzonen vergewaltigt wurden, in Parks, Bahnhöfen oder Tiefgaragen.

Sind Polizisten da geschult?

Im Kommissariat 15, das nur für Sexualdelikte zuständig ist, sitzen Fachleute. Alle anderen Polizisten haben genug Fingerspitzengefühl vermittelt bekommen, um mit einem Vergewaltigungsopfer sensibel umzugehen.

Opfer wollen sicher oft lieber mit einer Frau sprechen.

Darauf gibt es keinen Anspruch. Wenn wir aber merken, dass eine Frau sich leichter tut, mit einer Frau zu sprechen, dann versuchen wir, das möglich zu machen.

 

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.