Update

Polizei-Knie auf Hals? Gewerkschaften mit unterschiedlichen Ansichten

In einigen Fällen ist es für Polizeigewerkschaftschef Ralf Kusterer durchaus möglich und vertretbar, dass sich Polizisten zur Fixierung auf den Hals von Verdächtigen knien. Andere Gewerkschaften sehen das etwas anders.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
16  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ralf Kusterer, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Baden-Württemberg.
Ralf Kusterer, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Baden-Württemberg. © Bernd Weißbrod/dpa

Stuttgart/München - Das Knien auf dem Hals von Verdächtigen kann aus Sicht des Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft Baden-Württemberg, Ralf Kusterer, in Ausnahmefällen vorkommen. Die Polizei-Gewerkschaften in Bayern sehen das etwas anders. 

Kusterer sagte der Deutschen-Presse-Agentur: "Im Gemenge ist alles denkbar. Es geht immer um Verhältnismäßigkeit. Undenkbar ist es für mich nicht." Die Polizei habe teils mit Menschen zu tun, die etwa unter Drogen stünden. Die Gewalt gegen Polizeibeamte scheine grenzenlos zu sein. "Da kann es durchaus sein, dass sie im Handgemenge kurzzeitig auch mal auf dem Hals landen." Es sei aber nichts, was die Polizei trainiere, es zähle auch nicht zum Repertoire der Abwehrtechniken.

Polizei-Gewerkschaften Bayern: Knien auf Hals nicht zum Fixieren vorgesehen

Der bayerische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Peter Pytlik, sagte am Donnerstag hingegen, um Menschen, die Gegenwehr leisten, zu fixieren, würden Einsatz- und Haltegriffe "zwar zumeist auf dem Boden liegend, aber nicht auf dem Hals kniend" vermittelt. Es sei zwar "in Gänze niemals auszuschließen", dass ein Polizist bei Gegenwehr einmal auf dem Hals eines Verdächtigen knie. Dann müsse aber «schnellstmöglich» eine andere Möglichkeit gewählt werden.

Auch der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Bayern, Jürgen Köhnlein, sagte, dass bei massiver Gegenwehr "das Knie einer Einsatzkraft einmal abrutschen" könne. "Wenn ein solches Abrutschen geschieht, ist es wichtig, dass dies schnell wieder zurückgenommen wird", betonte Köhnlein.

Staatsanwaltschaft München prüft Polizeieinsatz aus München

Die Staatsanwaltschaft München I überprüft derzeit einen Einsatz der Bundespolizei in einer Münchner S-Bahnstation vom Februar 2020. Auf einem Video des Einsatzes aus einer Polizisten-Bodycam ist zu sehen, wie ein Polizist auf Kopf- und Halsregion eines um Hilfe rufenden Mannes kniet.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Das Video erinnert auf den ersten Blick - auch wenn die Folgen nicht zu vergleichen sind - an den tödlichen Polizeieinsatz gegen George Floyd in den USA, der eine Welle des Entsetzens und große Proteste ausgelöst hatte.

Floyd war am 25. Mai vergangenen Jahres in Minneapolis bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden. Ein Polizist presste sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser immer wieder flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor das Bewusstsein und starb wenig später. Der Polizist wurde zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
16 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Lackl am 17.07.2021 16:11 Uhr / Bewertung:

    Der Schutz der Bevölkerung und der Eigenschutz der Polizisten muss stets Vorrang vor dem Wohlbefinden von Verbrechern haben.
    Und was d im fernen Amerika passiert ist, ist zwar wirklich arg, hat aber mit den Gegebenheiten hier überhaupt nichts zu tun. Das ist ja genau so bel, wie hier die sauberen und günstigen AKW`s abgeschaltet wurden, weils hier in Bayern ähnliche Tsunamis wie in Japan geben sollte. Tsss......

  • Inge K. am 18.07.2021 08:25 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Lackl

    Nimand hat jemanls behauptet, daß es in Bayern Tsunamis geben würde und das war auch nicht der Grund der Abschaltung der AKWs. Es gibt ja noch andere Naturkatastrophen, wie jedem vernunftbegabten Menschen einleuchten müsste.
    Der Vergleich zwischen Unterschieden in der Polizeigewalt und den Gründen für die Abschaltung von AKWs ist ja sowieso eine Schnapsidee.
    Und was hat eigentlich der Eigenschutz oder der Schutz der Bevölkerung mit Knien auf dem Hals zu tun, wenn es auch anders geht?

  • Witwe Bolte am 15.07.2021 15:10 Uhr / Bewertung:

    Wenn ich mich in der Öffentlichkeit aufführe wie ein Idiot, gewalttätig bin und Widerstand gegenüber der Polizei leiste, muss ich mit dem schlimmsten rechnen. Vorher das Hirn einschalten, den Widerstand stoppen, dann kniet auch kein Beamter/in auf meinem Hals. So einfach isses.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.