Polizei-Gewerkschaft fordert 3000 weitere Polizisten

Immer mehr Aufgaben, steigende Gewalt, geringer Verdienst – die GdP stellt ihr „Konzept 2025“ vor.
Nina Job |
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Das Logo der GdP: Die Gewerkschaft beklagt die höhere Belastung für Bayerns Polizisten und hat ein Konzept zur Verbesserung der Lage vorgelegt.
dpa Das Logo der GdP: Die Gewerkschaft beklagt die höhere Belastung für Bayerns Polizisten und hat ein Konzept zur Verbesserung der Lage vorgelegt.

München – Terrorverdacht, Cyber-Kriminalität, Einbrecherbanden, Flüchtlingseinsätze und Pegida-Demos – die Belastungen für Polizisten sind neben der Alltagskriminalität nicht weniger geworden. Gleichzeitig hat die Gewaltbereitschaft gegen Polizisten zugenommen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) beklagt, dass zwischen dem, was Polizisten leisten und dem, was sie verdienen, ein Missverhältnis herrscht. „Viele können sich allein ihr Leben kaum noch leisten“, sagte Peter Schall, Vorsitzender der GdP Bayern, am Mittwoch. Die Gewerkschaft fordert ein „Handlungskonzept 2025“:

 

Mehr Polizisten

 

Die Zahl der 41 000 Polizisten in Bayern soll um weitere 3000 aufgestockt werden. Peter Schall: „Derzeit schieben die Beamten im Freistaat 2,05 Millionen Überstunden vor sich her.“ Gleichzeitig räumt er ein, dass derzeit 4000 bis 5000 Polizisten in der Ausbildung sind und es momentan keine Kapazitäten gäbe, noch weitere auszubilden.

 

Eine 35-Stunden-Woche im Schichtdienst, höhere Nachtzuschläge und Sicherheitszulagen

 

Die Ballungsraumzulage liegt seit Jahrzehnten bei 75 Euro. Für einen normalen Nachtdienst gibt es derzeit 2,56 Euro pro Stunde extra, an einem Samstag 77 Cent. An Sonn- und Feiertagen sind es 3,32 Euro pro Stunde mehr. Die GdP fordert stattdessen einheitlich 5 Euro Zuschlag sowie eine Polizeizulage von 300 Euro im Monat.

 

Neuer Paragraf gegen Gewalttäter

 

Im Jahr 2014 wurden in Bayern 1887 Polizisten durch Straftäter verletzt. Bundesweit waren es im vergangenen Jahr 62770. GdP-Vorsitzender Oliver Malchow: „Solche Taten sind Angriffe gegen den Staat. Sie müssen anders behandelt werden als Angriffe gegen Bürger“. Die GdP fordert die Schaffung eines Paragrafen 115, Angriffe auf Vollzugsbeamte. Eine Kampagne (Auch Mensch.de) soll sensibilisieren, dass Polizisten auch Menschen sind.

 

Angestellte der Polizei erzählen

 


"Am Existenzminimum"

Claudia Roth (38), Pförtnerin im Landeskriminalamt (LKA), ist eine von rund 850 Angestellten bei der Münchner Polizei: „Ich gehöre zur Niedriglohngruppe. Verdiene 1500 bis 1600 Euro netto. Das ist in München nahe am Existenzminimum.“ Dabei hat die 38-Jährige einen verantwortungsvollen Job.

„Meine Aufgabe ist es, für die Sicherheit zu sorgen. Das heißt schon was. Das LKA ist schließlich kein Ponyhof.“ 1972 war die Polizeibehörde in den Fokus von Terroristen geraten. Die RAF zündete eine Autobombe, fünf Polizisten wurden verletzt. Seitdem ist das LKA in der Maillingerstraße ein Hochsicherheitstrakt, es wird rund um die Uhr bewacht.

Claudia Roth würde sich gern weiterbilden, um aufzusteigen und mehr zu verdienen. „Aber das ist nicht möglich.“ Nur gemeinsam würden sie und ihr Partner (er ist Polizist) es schaffen, der Tochter ein vernünftiges Hobby zu finanzieren.

 

"Belastung steigt"

Torsten Schiefele (44), Polizeihauptmeister in Krumbach, zwei Kinder. „Es müssten viel mehr Polizisten auf der Straße unterwegs sein“, sagt er. Die Einsatzbelastung sei deutlich gestiegen. Seit über 20 Jahren arbeitet er im Schichtdienst. Für einen normalen Nachtdienst bekommt er 2,56 Euro pro Stunde extra. Insgesamt verdient er 2800 Euro netto.

 

"München ist zu teuer"

Franz Mörtl (49), Autobahnpolizei Memmingen, ein Kind, Verdienst: etwa 2400 Euro netto (inkl. Nachtdienste). „Wir müssen oft andere Land-Dienststellen unterstützen. Da fahren wir dann schon mal 50 bis 70 Kilometer, bis wir vor Ort sind.“ In München würde er nicht arbeiten wollen – zu teuer. „Da bliebe ein Eigenheim nur eine Illusion.“

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