Polizei fahndet nach den S-Bahn-Vandalen
Die Bundespolizei jagt eine Gruppe von 20 bis 25 Jugendlichen, die zwischen Dachau und Altomünster Fahrkarten-Automaten, Züge, Displays oder Scheiben zerstört haben. Schaden: 35000 Euro
München/Dachau Vandalen haben schon immer Ärger gemacht. 406 nach Jesus Christus fielen sie in Gallien ein, 439 zogen sie brandschatzend durch Nordafrika, 455 plünderten sie Rom. Erst im 6. Jahrhundert verschwand das kriegerische Volk – ihr Name blieb.
Blinde Zerstörer gibt es auch heute noch – zum Beispiel auf der A-Linie zwischen Altomünster und Dachau. Hier verwüsten 20 bis 25 Jugendliche immer wieder Automaten, S-Bahnhöfe und Züge. Seit Januar 2011 schlugen die S-Bahn-Vandalen mindestens 129 Mal zu. Der Schaden: 35000 Euro. Monatelang versuchte es die Bundespolizei mit Dialog. Sie hing Flyer auf und veröffentlichte Aufrufe mit der Bitte, die Zerstörungen sein zu lassen. „Das hat leider nicht funktioniert“, sagt Bundespolizei-Sprecher Berti Habelt. Deshalb machen die Beamten jetzt offen Jagd auf die Vandalen – Halali in Dachau.
Seit gestern patrouillieren 50 Bundespolizisten in Uniform und in Zivil entlang der A-Linie. Beamte stehen in Dachau, Schwabhausen, Niederroth, Markt Indersdorf, Arnbach, Erdweg, Kleinberghofen und Altomünster vor den Bahnhöfen und an den Gleisen. Andere gehen durch die Züge und statten Schulen, Jugendtreffs und Gemeindeämtern einen Besuch ab.
Überall zeigen die Polizisten Fotos herum – und fragen jeden, den sie treffen: „Kennen Sie den?“
Mit Hilfe von Videokameras haben die Fahnder die Gesichter von „zehn bis zwölf“ mutmaßlichen Vandalen aufgenommen, genauere Zahlen nennt sie nicht. „Die Fotos sind in Passbild-Qualität“, sagt Habelt. Die Polizei hat nur noch keine Namen zu den einzelnen Bildern. Genau die will sie diese Woche mit den Patrouillen herausfinden. „Zehn bis zwölf“ weitere hat man bereits komplett identifiziert.
Wenn die Fahnder alle Namen beisammen haben, werden sie die Verdächtigen ab nächster Woche besuchen. „Dann werden wir definitiv an einigen Haustüren klingeln“, sagt Habelt. „Vielleicht können wir weitere Fälle durch Vernehmungen klären.“
Tatsächlich haben die Jugendlichen einiges zu erklären: Sie zerkratzten Automatendisplays mit Messern oder verschmorten sie mit Feuerzeugen. Sie warfen Steine auf Anzeigetafeln und Fahrplankästen. In einigen Fällen zerkratzten sie Zugscheiben, schlitzten die Polster der Sitzbänke mit Messern auf oder zündeten sie an. Die Bahn hat laut Habelt angekündigt, jeden verurteilten Täter auf Schadenersatz zu verklagen.
Vandalismus gibt es laut Habelt immer wieder auf S-Bahn-Außenästen. Vor einigen Jahren habe zum Beispiel eine Jugend-Gang auf der Linie nach Ebersberg für Schäden gesorgt. Die Bundespolizei sprach eindringlich mit ihnen, „dann ging’s wieder“, sagt Habelt.
Generell gehen Vandalismus-Schäden in München aber seit Jahren zurück (siehe Kasten).
Auf der A-Linie sieht das leider anders aus. „So ein Ausmaß hatten wir noch nie“, sagt Habelt. Laut Bundespolizei nehmen die Fälle seit vier Jahren kein Ende, der Gesamtschaden liegt bei über 100000 Euro. Das Motiv der Täter ist banal. „In erster Linie“, sagt Habelt, „ist es pure Zerstörungswut“.
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