"Politisches Anliegen": Münchner plant Wiesn-Demo am Samstag

München - Der 24-Jährige hat eine ziemlich klare Vorstellung von dem, was da am Samstag auf der Theresienwiese ablaufen soll. "Kein Besäufnis", verspricht Joel Schön, "und wir werden auch auf alle Maßnahmen zum Infektionsschutz achten." Zünftig, die Burschen in Lederhosen, die Madln im Dirndl, wollen der 24-jährige Hotelfachmann und etwa 20 Freunde auf die Wiesn, auch wenn das Oktoberfest dieses Jahr coronabedingt ausfallen muss.
Zehn von ihnen haben eine Biergartengarnitur dabei, die anderen bringen Campingstühle und Tische mit. "Wir planen ein Weißwurstfrühstück am Vormittag", sagt Joel Schön. "Bier gibt es natürlich auch." Etwas Musik ist vorgesehen, für die Stimmung.
Mitten auf der Theresienwiese wollen sie ihre "Mini-Wiesn" aufbauen. Natürlich unter Beachtung aller Abstands- und Hygieneregeln, die momentan gelten. "Wir haben sogar Flatterband organisiert, damit der Bereich abgegrenzt ist, und die Sache nicht ausufert", sagt der 24-Jährige.
Erhaltung der Tradition: Wiesn-Demo angemeldet
Doch dann brach am Montag die Diskussion im Rathaus um ein Alkohol- oder gar Betretungsverbot des Festgeländes los. OB Dieter Reiter (SPD) hatte erklärt, er wolle nicht, dass die Wiesn zu einem neuen Hotspot werde.
Die Stadt prüft ein Alkoholverbot für Samstag. Manuel Pretzl, Fraktionschef der CSU im Rathaus, fordert sogar ein striktes Betretungsverbot am Samstag, damit der eigentliche Anstich nicht zu einer "halbscharigen Privatparty wird".
Das haben auch Joel Schön und seine Freunde nicht im Sinn. Im Gegenteil. "Wir stehen voll hinter den Maßnahmen zum Schutz vor Corona", betont der Münchner. Seit seinem 16. Geburtstag ist er jedes Jahr auf der Wiesn dabei. "Ich war jeden Tag auf dem Oktoberfest", sagt er. Von der Wirtshaus-Wiesn als Ersatz hält er wenig: "Die Leute sitzen in geschlossenen Räumen, da ist das Infektionsrisiko bestimmt höher als im Freien."
Joel Schön hat beim KVR eine Kundgebung für kommenden Samstag angemeldet. "Wir wollen uns für die Erhaltung der Tradition einsetzen", sagt er, "das ist unser politisches Anliegen." Immerhin, so seine Argumentation, haben sich am vergangenen Samstag 10.000 Menschen an der Kundgebung von "Querdenken 089" beteiligt. Dabei sei sogar Bier ausgeschenkt worden, so Schön.