Politische Gründe? - Siemens-Sicherheitschef geht

Einer der wichtigsten Posten bei Siemens muss in aller Eile neu besetzt werden. Der Vertrag mit dem umstrittenen Sicherheitschef Gert-René Polli wurde aufgelöst. Wer Pollis Nachfolger wird, ist unklar.
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MÜNCHEN - Einer der wichtigsten Posten bei Siemens muss in aller Eile neu besetzt werden. Der Vertrag mit dem umstrittenen Sicherheitschef Gert-René Polli wurde aufgelöst. Wer Pollis Nachfolger wird, ist unklar.

Erst vor einem Jahr hatte Konzernchef Peter Löscher Polli angeheuert. Die Berufung des Experten, der früher das österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung leitete, hatte Kritik ausgelöst. Das österreichische Magazin „Profil“ berichtete über Ermittlungen gegen den promovierten Politologen. Dabei sei es um die illegale Weitergabe von Asyldaten an die iranische Botschaft und den Verrat von Waffentechnologien gegangen. Angeblich pflegte Polli Kontakte zu einem Iraner, der von mehreren Nachrichtendiensten beobachtet wurde.

Die Nachrichtendienste der USA und Großbritanniens hätten ihren österreichischen Kollegen bei der Terrorismusbekämpfung sogar die Zusammenarbeit verweigert, weil sie Polli als Sicherheitsrisiko sahen, sagte der Grünen-Politiker Peter Pilz zur AZ. „Polli steht in einem inakzeptablen Naheverhältnis zum iranischen Nachrichtendienstministerium MOIS“, so Pilz. Auch der Bundesnachrichtendienst hatte Polli im Visier.

Bei Siemens dagegen galt Polli trotz – oder sogar wegen – seiner Ost-Kontakte als vertrauenswürdig. Der Sicherheits-Fachmann folgte vor einem Jahr auf Norbert Wolf, der Siemens aus Altersgründen verließ.

Bereits in Wolfs Amtszeit schreckte die Sicherheitsabteilung des Konzerns die Siemens-Oberen mit einer brisanten Personalie auf: Ein Sicherheits-Ingenieur des Konzerns, Wolfgang Pauleit, entpuppte sich als Ex-Vizechef der DDR-Kripo mit engsten Verbindungen zur ehemaligen Staatssicherheit. Viele Ex-Angehörige der Ost-Nachrichtendienste nutzen ihr Können seit dem Fall des Eisernen Vorhangs für Industriespionage.

Der Posten „Leiter der Konzernsicherheit“ ist eine Schlüsselposition in jedem Konzern. Die Aufgabe des Managers ist es, Sicherheitsrisiken wie Geheimnisverrat, Entführungen oder Anschlägen vorzubeugen. Die meisten Konzern-Sicherheitschefs hatten zuvor einen Job bei einem Nachrichtendienst oder der Polizei. Auf Bundesebene arbeitet unter anderem der Bundesverband der Deutschen Industrie mit dem Verfassungsschutz, dem Bundeskriminalamt und dem Bundesnachrichtendienst zusammen. bö/sun

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