Politiker auf dem Frühlingsfest: Voller Wiesnhoffnung und Kampfgeist

München - Der Gastro-Frühling ist schon eine außergewöhnliche Veranstaltung: Auf der großen Bühne im Hippodrom ergreift spontan ein älterer Herr vor jubelnden Wirten das Mikrofon, um sich über seine teure Versicherung zu beschweren, nur kurz danach erzählt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hier aus Kabinettssitzungen. Und im Bierzelt werden sowohl Münchens Grüne Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, als auch der AfD-Landtagsabgeordnete Franz Bergmüller von den Gästen jubelnd begrüßt.
Angela Inselkammer zeigt sich kämpferisch
Zum Gastro-Frühling des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) kamen gestern Wirte, Hoteliers und Politiker ins Hippodrom, um bei Bier, Brotzeit und Hendl die bayerische Gastronomie zu feiern. Doch obwohl die Stimmung gut war, wurde von der Bühne aus eifrig ausgeteilt.
"Wir schließen nicht mehr!", kündigte Angela Inselkammer, Präsidentin der Dehoga kämpferisch an. Die Gastronomie habe unter Corona viel gelitten, dabei sei sie Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.

Ein besonderer Dank gelte den Angestellten: "Wir werden alles tun, damit ihre Arbeit immer besser wird", erklärte Inselkammer. "Und auch besser bezahlt wird." Das hieße aber auch, dass die Gäste diese Leistung mit "höheren Preisen belohnen müssten".
Auch Ministerpräsident Söder hielt sich bei seiner Rede nicht zurück. Der Gastro-Frühling sei nicht immer einfach: "Die Frau Inselkammer ist im Kern total nett", erklärte Söder, "aber sie kann auch anders."
Söder: Die Wiesn kann stattfinden
Allgemein gab Söder den Wirten aber die Nachrichten, die sie hören wollten: Die reduzierte Umsatzsteuer auf Speisen solle auch im kommenden Jahr bleiben, zudem wolle man Bürokratie abbauen.

Auch zu Corona hatte Söder etwas zu sagen: "Ich gebe zu, das ist nicht alles perfekt gelaufen", so Söder, "aber wir haben in Bayern über 100.000 Leben geschützt." Nun sei man aber in einer anderen Phase der Pandemie. Auch deshalb könne die Wiesn im Herbst stattfinden.
Dem stimmte am Montag auch Münchens Zweite Bürgermeisterin zu: "Das ist wohl das fröhlichste Frühlingsfest, auf dem ich je war," erklärte Katrin Habenschaden (Grüne).
"Es ist eine gelungene Generalprobe für das Oktoberfest, das aus meiner Sicht heuer wieder stattfinden sollte. Ich glaube, die Wiesn würde unserer Stadt guttun - wirtschaftlich, aber vor allem seelisch."
Alle waren da - außer Dieter Reiter
So sieht das auch der Chef der Bayern-FDP Martin Hagen: "Es ist ein Comeback der bayerischen Lebensfreude."

Nur derjenige, der dieser Tage die Entscheidung über die Wiesn trifft, war am Montag nicht dabei: Oberbürgermeister Dieter Reiter hat das Frühlingsfest heuer noch gar nicht besucht.