Politessen sollen Radl-Rambos jagen

Viele Radler fahren in die falsche Richtung, auf dem Gehweg, über Rot und telefonieren während der Fahrt: Wie Stadt und Polizei sie jetzt  zur Vernunft bringen wollen.
Thomas Gautier |
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Der neue Leiter der Verkehrsabteilung der Münchner Polizei: Andreas Schaumaier.
Gregor Feindt Der neue Leiter der Verkehrsabteilung der Münchner Polizei: Andreas Schaumaier.

Viele Fahrradfahrer fahren in die falsche Richtung oder auf dem Gehweg, achten nicht auf Rot und telefonieren: Wie Stadt und Polizei jetzt Radler zur Vernunft bringen wollen

MÜNCHEN - Bislang fürchteten sich eher Autofahrer vor ihnen. Einmal falsch geparkt – schon pappt das Knöllchen am Scheibenwischer. In den nächsten Wochen werden auch Fahrradfahrer Münchens Politessen kennenlernen. Schließlich haben sie einen Kuli, einen Block und die nötige Autorität – also können sie auch Radl-Rambos jagen.

Der Plan stammt von Andreas Schaumaier, dem neuen Leiter der Verkehrsabteilung der Münchner Polizei. In den nächsten drei Wochen, von Montag bis zum 29. Juli, will er die Münchner stärker kontrollieren – egal ob Autofahrer, Fußgänger oder Radler. „Viele glauben, dass die Verkehrsregeln für sie nicht gelten“, sagt Schaumaier. Das Ergebnis ist katastrophal.

*Von Januar bis Juni 2012 gab es schon vier Tote – im gesamten Jahr 2011 waren es drei.

*In diesem Zeitraum gab es 989 Rad-Unfälle, 2011 waren es 1152 – ein Rückgang von 14 Prozent. Die Radl-Saison ist aber noch jung, der Juli begann mit vielen heftigen Unfällen

*Jeder zweite Schwerverletzte im Münchner Verkehr ist Radler.

*Die häufigste Ursache bei Fahrradunfällen sind Geisterradler. 2011 waren es 495 von insgesamt 2509 Unfällen mit Beteiligung von Radlern – genau ein Fünftel.
Das hat sich auch in diesem Jahr nicht groß verändert. Besonders tragisch ist der Fall des Rentners Orhan S. Der 74-Jährige war von einem Geisterradler in der Hansastraße angefahren worden – der Radler floh und meldete sich erst eine Woche später (AZ berichtete). Orhan S. liegt seitdem im Koma.

*Andere häufige Unfall-Gründe sind Fahren auf Gehwegen, Telefonieren, über Rot fahren und eine mangelhafte Ausrüstung oder Beleuchtung.

*Besonders gefährliche Stellen sind das Uni-Viertel mit Theresien-, Ludwig- und Schellingstraße, Leopoldstraße, Lindwurmstraße sowie Theatiner-, Diener- und Residenzstraße.

Aus diesen Gründen führten Stadt und Polizei schon 2011 die Aktion „Gscheid Radln – aufeinander achten“ ein. Beim ersten Durchgang im April/Mai dieses Jahres wurden vor allem Autofahrer kontrolliert (AZ berichtete). Jetzt sind die Radler dran.

*Mehr Kontrollen: Die Polizei wird deutlich öfter Radler überprüfen. Sie hat dafür Beamte der Unterstützungspolizei und der Einsatzhundertschaften zur Verfügung gestellt bekommen, sagt Schaumaier. „So oft wie möglich“ soll es Radl-Streifen geben. Mit dabei: Beamte in Zivil und die Kommunale Verkehrsüberwachung, sprich: Stadt-Politessen. Auch sie dürfen nun Radl-Rambos aufhalten – und Strafzettel schreiben.

*Mehr Härte: Wer von Beamten bei „geringfügigen“ Vergehen erwischt wird, wird ermahnt, sagt Andreas Schaumaier. Beispiel: Fahren auf dem Gehweg. Hier wolle man vor allem aufklären, unter anderem auch mit der Roten Karte, auf deren Rückseite Geldbußen notiert sind. „Wer aber andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, wird sofort konsequent geahndet“. Wer sich etwa auf dem Gehweg durch Passanten schlängelt, muss mit 20 Euro rechnen – wer über Rot fährt, mit 100 Euro.

*Mehr „Miteinander“: Autofahrer und Fußgänger können sich in dieser Zeit nicht zurücklehnen. Die Polizei wird auch auf ihr Verhalten besonders achten.

*Mehr Information: Die Polizei verteilt auch Flyer zum Thema Sicherheit im Radlverkehr. Wo besonders schwere Unfälle passierten, wird es Info-Stände geben.
 

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