Poccistraße: Stadt und Freistaat zanken um Zughalt

Es herrscht Uneinigkeit darüber, wer die Planungen bezahlen soll. Der S-Bahn-Südring scheint indes vom Tisch zu sein.
von  Sophie Anfang

München - Wenn’s ums Geld geht, sind Gespräche selten einfach. Das Gezanke um die Finanzierung des Regionalzughalts an der Poccistraße ärgert jedoch nicht nur Fahrgäste. Im Stadtrat sorgt das Thema ebenfalls für Unmut. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) soll sich mit dem Freistaat geeinigt haben, den Südring als Alternative zur Zweiten Stammstrecke fallenzulassen – ohne den Stadtrat zu informieren.

Die Gleise an der Poccistraße so auszubauen, dass dort Regionalzüge nach Mühldorf oder Rosenheim halten können, diese Idee gefällt sowohl der Stadt, als auch dem Freistaat. Zuggäste könnten von hier in die U3 und U6 umsteigen. Nur, wer für die Planungskosten aufkommen soll, zunächst 1,2 Millionen Euro, darüber herrscht seit längerem Streit.

Der Freistaat möchte, dass die Stadt die Hälfte der Kosten übernimmt. Weil Regionalzugverkehr Ländersache ist, lehnt die Stadt das ab. CSU-Stadtrat Richard Quaas kritisiert die Zankerei: „Man sollte die Finanzierungsstreitigkeiten hinten anstellen“, sagte er zur AZ. Den Bürger kümmere es nicht, wer für das Projekt aufkommt. Ihn interessiere, ob endlich etwas getan wird. In einem Stadtratsantrag fordert er den Oberbürgermeister Dieter Reiter auf, den „gordischen Knoten“ zu durchschlagen. Alle Beteiligten sollen gemeinsam nach einer Lösung suchen.

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Der Verband „Aktion Münchner Fahrgäste“ sieht das ähnlich. Die Verkehrspolitik kranke an einem Schwarze-Peter-Spiel. Dabei würde ein Regionalzughalt den Fahrgästen nicht nur das Leben erleichtern, „sondern wäre in einem der leider nicht so seltenen Störungsfälle auf der bisherigen S-Bahnstammstrecke eine zusätzliche Umsteigemöglichkeit“ sagte Sprecher Andreas Nagel.

Die direkten Gespräche gibt es wohl aber bereits. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, soll Dieter Reiter im Sommer mit Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) telefoniert haben. Dabei ging es um einen weiteren Aspekt des geplanten Regionalzughalts. Nämlich die Frage, ob dieser so geplant werden soll, dass die Haltestelle als Teil des Südrings zur S-Bahnhaltestelle ausgebaut werden kann.

Als Alternative zur Zweiten Stammstrecke hatte die Stadt bislang auf diese Möglichkeit bestanden. Der Freistaat lehnt das jedoch ab. In dem Telefonat soll Dieter Reiter auf die Ausbauoption verzichtet haben, der Südring wäre so vom Tisch. Der OB ist noch im Urlaub und war deshalb nicht zu erreichen.

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Mit dem Stadtrat war das Telefonat scheint’s nicht abgesprochen. Johann Altmann (Freie Wähler) hat in einer Anfrage bereits Aufklärung gefordert. Auch CSU-Stadtrat Quaas würde es vorziehen, wenn der Südring baulich offengehalten würde, sagte er zur AZ. Eine CSU-Fraktionsmeinung gebe es dazu jedoch noch nicht.

Bei der SPD sieht man das Ganze nicht so dramatisch. „Der Südring ist unrealistisch“, sagte deren verkehrspolitische Sprecher, Ingo Mittermaier. Es sei nicht sinnvoll, etwas zu fordern, was man letztendlich nicht brauche. Was den Kostenstreit beim Zughalt betrifft, gebe es bereits Gespräche: „Ich habe das Gefühl, die CSU beantragt etwas, das längst passiert.“

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