„Plötzlich ging nichts mehr“: Gefangen im Glas-Lift

Für viele ist das eine Horrorvorstellung. Für sieben Schüler war es Realität: Sie blieben im Aufzug stecken. Erst nach eineinhalb Stunden wird die Clique aus dem gläsernen Schwitzkasten befreit
von  Abendzeitung
Gläsernes Gefängnis: Eineinhalb Stunden blieben Carl und seine Freunde hier stecken
Gläsernes Gefängnis: Eineinhalb Stunden blieben Carl und seine Freunde hier stecken © Mike Schmalz

STARNBERG - Für viele ist das eine Horrorvorstellung. Für sieben Schüler war es Realität: Sie blieben im Aufzug stecken. Erst nach eineinhalb Stunden wird die Clique aus dem gläsernen Schwitzkasten befreit

Eine feine Sache, so ein Aufzug – wenn er nicht stecken bleibt. Genau dieser Horror wurde Mittwoch für sieben Gautinger Schüler Realität. Im S-Bahnhof Starnberg-Nord blieb ihr Lift auf halber Strecke stehen. Eineinhalb Stunden saßen die Kids bei Backofen-Temperaturen im Glasaufzug. Erst dann kam die Rettung.

Carl Layer (15) kam an diesem Abend mit seinen Freunden vom Starnberger See. Gegen 19.30 Uhr flitzten sie zum Aufzug, stiegen ein. Drückten. Die Tür ging zu. „Plötzlich ging nichts mehr“, erzählt Carl. Die Jungs saßen in der Falle. Im festen Glauben, gleich befreit zu werden, drückten sie den Notknopf.

Eine Einsatzzentrale meldet sich. „Man wollte es erst einmal per Funk versuchen, den Fahrstuhl wieder in Bewegung zu setzen“, erzählt Vater Tobias Layer. Vergeblich – die Jungs blieben in ihrem Glaskäfig gefangen. Es wurde immer heißer, stickiger. Carl: „Ich dachte nur, ich muss hier schnell raus“.

Nichts passiert. Sie drücken wieder den roten Knopf. „In fünf Minuten holen wir euch raus“, so die Einsatzzentrale. Nichts passiert. „Nach 15 weiteren Minuten rief mich mein Sohn an, sagte, er sitze in einem Brutkasten fest“, so Tobias Layer. „Ich sagte ihm, er soll schnell die Polizei verständigen“.

Doch alles bleibt still. Aufgeregt fragt der Vater bei der Starnberger Polizei nach. „Die sagten nur, sie prüfen gerade, welcher Beamte hinfahren soll“, so der Vater. Die Eltern fahren dann selbst nach Starnberg.

Dann trifft endlich die Feuerwehr ein. Nur: Die Tür bekommt auch sie nicht auf. Die Eingeschlossenen sitzen fest. „Uns war ganz schwindelig und wir bekamen schreckliche Kopfschmerzen“, so Carl.

Schließlich war es Sicherheitsmann Stefan Hufnagel von der Aufzugsbefreiung in Geretsried, der die Teenager kurz vor 21 Uhr endlich aus dem Schwitzkasten holte. Warum so spät? „Ein Stau auf der Autobahn hat mich aufgehalten“, so Hufnagel. Vater Layer kann es immer noch nicht fassen: „Wie kann es sein, dass zwischen dem Drücken eines Notknopfes bis zur Rettung so viel Zeit vergehen kann?“

Und warum blieb der Fahrstuhl stecken? „Möglicherweise wegen der heißen Temperaturen“, so der Aufzug-Experte. Die Glas- und Stahlkonstruktion könne sich aufgrund der Sonneneinstrahlung leicht verziehen. Aber: „Ersticken kann keiner in einem Aufzug“.

Da ist sich Vater Layer nicht so sicher. „Die Kinder hatten hochrote Köpfe, schwitzten und waren total fertig. Ich dachte, die trifft gleich der Schlag!“ Natalie Dertinger

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