Pleite, na und? Autohaus "Buchner und Linse" ist gerettet
MÜNCHEN - Das Traditions-Autohaus „Buchner und Linse“ war zahlungsunfähig – und wurde jetzt durch die Hilfe des Insolvenzverwalters Josef Nachmann gerettet. Ein Mutmach-Beispiel im Krisen-Jahr 2009.
Arcandor ist pleite, der Verlag von „Fix und Foxi“ auch. Experten zufolge wird 2009 das Jahr der Insolvenzen. Im vergangenen Jahr gab es in München 2300 Unternehmensinsolvenzen, bis April 2009 waren es heuer bereits 827. „Früher waren es viel häufiger Ein-Mann-Betriebe. Heute sind verstärkt größere Firmen betroffen“, sagt Ingrid Kaps, Sprecherin des Münchner Amtsgerichts.
Doch eine Pleite ist nicht das Ende eines Unternehmens. Das gilt für Karstadt – und für viele Firmen in München. Josef Nachmann hat als Insolvenzverwalter bereits 400 Firmen betreut. Seit gestern steht fest: Er hat das Münchner Traditionsautohaus „Buchner und Linse“ gerettet. Die AZ protokolliert die Insolvenz mit gutem Ausgang.
Die Firma: „Buchner und Linse“ war der älteste selbstständige BMW-Händler in München – der Firmenname „Automag“ ist eine Marke. Die Firma wurde 1919 von Max Buchner gegründet, seit 1928 werden hier BMW-Autos verkauft, seit 1949 auch Renault-Modelle. An den drei Standorten in der Landsberger Straße, in Zamdorf und in Fürstenfeldbruck arbeiteten 200 Menschen, davon 47 Azubis.
Die Krise: 25 Millionen Euro investierte die Firma 2007 in ein neues Verkaufshaus. Dann kam die Finanzkrise, der Auto-Absatz ging zurück. Als durch die Abwrackprämie die Preise für Gebrauchtwagen in den Keller gingen, hatte die Geschäftsführung kein Geld mehr, um Gehälter, Miete und Lieferverträge zu zahlen.
Die Insolvenz: Im Februar meldete die Geschäftsleitung Insolvenz an. Josef Nachmann wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt – und informierte die Belegschaft über die Situation: „Es war ein Schock für die Mitarbeiter. Sie wussten nicht, wie schlimm es um ihr Unternehmen stand“, sagt er. Doch der Insolvenzverwalter sprach auch davon, dass es eine Chance für die Firma sei und dass viele Arbeitsplätze erhalten bleiben. Für die nächsten drei Monate, die Zeit der vorläufigen Insolvenz (siehe Infokasten), konnte er ihnen versichern, dass sie ihr Gehalt bekommen – durch die Insolvenzausfallgelder.
Die Chance: Schon bald meldeten sich die ersten Interessenten der Vorfinanzierung. „Damit wusste ich, dass wir einen Investor finden können", sagt Nachmann. „Buchner und Linse“ sei aus zwei Gründen attraktiv: „Zum einen ist es ein Traditionsunternehmen, das viele Münchner kennen. Und zum anderen decken die Filialen große Flächen mit vielen Kunden ab.“ Während der vorläufigen Insolvenz zahlte die Firma keine Miete, die Gehälter wurden durch ein Darlehen, das Nachmann aufnahm, gezahlt. „So konnten wir ohne die wesentlichen Kosten den Betrieb aufrecht erhalten." Auch wurden Lieferverträge mit BMW neu geschlossen.
Ende Mai wurde das Hauptinsolvenzverfahren eröffnet - doch noch gab es keine Lösung. Auch wurde jetzt kein Insolvenzgeld mehr gezahlt. Nachmann gründete eine Transfergesellschaft für die Mitarbeiter. So musste er sie nicht entlassen, der Betrieb konnte weitergehen – und die Arbeitsagentur zahlte 60 Prozent der Gehälter.
Die Lösung: Seit gestern steht fest: „Buchner und Linse“ wird gerettet. Die Filiale in Fürstenfeldbruck übernimmt das Dachauer Autohaus „Widmann und Winterholler“, die anderen Filialen übernimmt BMW selbst. Von 200 Mitarbeitern sind mittlerweile 50 gegangen – die meisten, weil sie einen anderen Job gefunden haben. Die neuen Eigentümer können jetzt neue Mietverträge und Lieferverträge abschließen – also völlig neu anfangen. Insolvenzverwalter Josef Nachmann ist zufrieden: „Ich bin froh, dass wir beweisen konnten, dass eine Insolvenz nicht das Ende eines Unternehmens ist.“
Volker ter Haseborg