"Pleite-Benko": Was passiert jetzt mit seinen Immobilien in München?

Das Signa-Imperium von René Benko gerät ins Wanken. Im Stadtrat will man nun wissen: Wie steht es um die Projekte in München?
von  AZ
Da lachte er noch: René Benko beim Grand Opening bei Oberpollinger in München am 11. Mai 2022.
Da lachte er noch: René Benko beim Grand Opening bei Oberpollinger in München am 11. Mai 2022. © IMAGO/Zeppo

München – Selfmade-Milliardär, "Wirtschafts-Wunderwuzzi", die Zeiten, in denen man bewundernd über den österreichischen Immobilienunternehmer René Benko gesprochen hat, sind vorbei.

Der Mann, der sogar Anteile am Chrysler Building in New York erworben hat, will inzwischen immer mehr Filetstücke loswerden. Seine verschachtelte Signa-Gruppe möchte sich auch, wie berichtet, in München von Immobilien trennen. Auch Unternehmen werden abgestoßen.

René Benko hat sich verzockt: Was sind die Folgen in München?

Erst jüngst hat Benkos Handelssparte Signa Retail die Kette SportScheck verkauft – in München hat sie eine riesige Filiale in der Neuhauser Straße. Das bringt Unruhe in die Stadt, die nun die Linke im Stadtrat aufgegriffen hat. Die will wissen, welche Folgen ein strauchelnder René Benko, für die Linke der "Pleite-Benko", für die Stadt München haben könnte.

"Benko hat sich verzockt und dies auf Kosten der Beschäftigten und der Allgemeinheit" schreibt Linken-Stadtrat Stefan Jagel in der Anfrage. Seine Fraktion will deshalb den aktuellen Stand der laufenden Projekte der Signa-Gruppe wissen. Derer gibt es in München mehrere, wenn auch nicht mehr alles, was man Benko zurechnet auch Benko gehört: Beim Oberpollinger hängt Benkos Signa zum Beispiel mit drin, Anteile am Galeria am Marienplatz wurden hingegen laut "Immobilienzeitung" bereits verkauft.

Das Karstadt-Gebäude an der Schützenstraße sollte  abgerissen und neu gebaut werden

Das "Kaut-Bullinger-Haus", das die Signa revitalisieren wollte, bietet sie derzeit zum Kauf an. Und der ehemalige Karstadt an der Schützenstraße im verwaisten 70er-Jahre-Bau? Der sollte abgerissen und durch einen Hochglanzbau ersetzt werden. Ob das nun auch geschieht? Eine Anfrage der AZ beim Planungsreferat zeigt: Dynamik scheint nicht drin zu sein im Projekt. "Der aktuelle Planungsstand für das Gebäude ist der Lokalbaukommission nicht bekannt, da dazu weder eine Abbruchanzeige noch ein Bauantrag vorliegen", teilt ein Sprecher mit.

Und so sorgt sich auch die Linke im Stadtrat: "Zu Ende Juni haben die Beschäftigten dort ihren Arbeitsplatz verloren", schreibt Stefan Jagel. Die Begründung sei gewesen: Es gäbe einen Abriss. "Seit nun fast zwei Monaten steht das Gebäude leer. Bautätigkeit ist nicht zu erkennen", heißt es in dem Antrag der Linken weiter.

René Benko will viele Immobilien verkaufen.
René Benko will viele Immobilien verkaufen. © imago images/Eibner Europa

Die Linke fordert, die Pläne für einzelne Projekte in München zu untersuchen

Die Fraktion, zu der auch Die Partei gehört, will deswegen, dass die Stadtverwaltung die genauen Planungsstände aller Projekte aufdröselt, die die Signa derzeit in München plant. Zudem soll offengelegt werden, ob es "Gespräche zwischen dem Oberbürgermeister oder der Verwaltung mit René Benko, der Signa Gruppe oder einer der zu Signa gehörenden Firmen" gegeben hat.

Für die Linke zeigt der Fall Benko in jedem Fall, dass die Stadt weitere Handlungsmöglichkeiten braucht. So schreibt Stefan Jagel in dem Antrag: "Weiter hat unsere Fraktion schon mehrfach gefordert, eine Vorkaufsrechtssatzung für die Innenstadt zu erlassen." Diese würde es der Stadt in bestimmten Fällen erleichtern, eine Immobilie zu kaufen. "Angesichts der Entwicklung von Benko wäre dies mehr als angebracht und überfällig" so Jagel.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.