Platzmangel: Sorge um historische Trams im MVG-Museum

München - Als kleines Kind wollte Reinhold Kocaurek Trambahnfahrer werden. Er stand immer hinter dem Fahrer, baute sich aus Karton ein kleines Führerhäuschen, so erzählt er es. Doch wie es so oft ist mit Träumen, kam auch bei ihm die Realität dazwischen: Statt Trambahnfahrer wurde Kocaurek Cutter beim Bayerischen Rundfunk. Erst, als er in Rente ging, widmete er sich wieder seinem Kindheitstraum. Diesmal baute er die Trambahnen aus Blech statt aus Karton nach.

Verein restauriert Trams: Aus Platzmangel werden sie wohl nicht erhalten
Der 66-Jährige restauriert mit dem Verein der Freunde des Münchner Trambahnmuseums historische Wagen. Er entfernt Rost und Graffiti, stopft Löcher, schleift Blech, baut Dächer, Fenster, Türen wieder ein. 1.200 Stunden hätten er und seine 15 Vereinskollegen ehrenamtlich an den Bahnen gearbeitet. Nun fürchtet er, dass diese Arbeit umsonst gewesen sein könnte - und dass ein Stück Geschichte verschrottet wird.

Denn das Areal an der Ständlerstraße, auf dem die historischen Bahnen untergebracht sind, wird umgebaut. Bis 2026 soll dort ein neuer Trambetriebshof entstehen. Dafür erstellt die Stadt gerade die Planungen. Am Mittwoch stimmt der Stadtrat darüber ab. Doch klar ist bereits jetzt: Der Platz ist knapp - und alle Bahnen, die Kocaurek und sein Verein restaurierten, wird die MVG wohl nicht erhalten können.
Im MVG-Museum sollen zehn Trambahnen ausgestellt werden
"Wir sind dringend auf zusätzliche Flächen angewiesen, um unsere Fahrzeuge abstellen, warten und instand halten zu können", schreibt Pressesprecher Michael Silva. Anders sei der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten.
Das MVG-Museum, das sich auch dort befindet, solle zwar mit all seinen Exponaten erhalten bleiben. Kocaurek werkelte aber an 16 weiteren Trambahnen herum. Teilweise seien diese um die 100 Jahre alt. Von diesen Fahrzeugen will die MVG voraussichtlich zehn auswählen und in ihrem Museum ausstellen. Mit Hilfe eines Gutachtens sei der historische Wert der Fahrzeuge bestimmt worden.

Die Fahrzeuge, die keinen Platz auf dem neuen Gelände finden, sollen laut MVG-Pressestelle "veräußert" werden. "Doch das heißt nichts anderes, als dass sie zum Schrotthändler kommen", meint Kocaurek. Er stand bereits mit Museen in Nürnberg und in Hannover in Kontakt - doch niemand will die alten Wagen haben. "Für München wäre es doch ein Prestige, wenn sie noch in der Stadt umher fahren würden", sagt er. "Ich verstehe nicht, warum sich die MVG so stur stellt."