Planegg: Willkommensfest für Flüchtlinge

Asylbewerber aus der Schulturnhalle: Die Planegger Kirchen laden zum Multikulti-Fest. Und die Hilfsbereitschaft im Würmtal ist riesig.
Eva von Steinburg |
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Mit Afrika-Landkarte: Thomas Nechleba (52) und Shooty (20) aus Gambia.
Eva von Steinburg Mit Afrika-Landkarte: Thomas Nechleba (52) und Shooty (20) aus Gambia.

München - Das Büffet biegt sich – unter Köfte aus Linsen, Teigtaschen und Eintöpfen. Alle Speisen sind „halal“ – ohne Schweinefleisch. Gekocht und gespendet von türkischen Familien in Planegg. „Damit es religionsgerecht ist, weil die meisten der Flüchtlinge Muslime sind“, erklärt Seyda Sari (25): „So wollen wir unsere Menschlichkeit zeigen. Mit Essen kann man Freundschaften knüpfen und Leute glücklich machen. Hilfsbereitschaft ist das A und O im Leben.“

Auf dem Planegger Marktplatz – zwischen Maibaum und Volkshochschule – treffen sich am Dienstagabend über 300 Menschen. Die katholische und evangelische Kirche im Ort haben zum Willkommensfest für Flüchtlinge unter dem rot-weißen Zeltdach geladen. Denn 200 junge Asylbewerber leben seit fünf Wochen in einer der beiden großen Turnhallen des Planegger Feodor-Lynen-Gymnasiums.

„Ihr alle habt schlechte Erfahrungen gemacht. Ihr habt alle einen Traum. Ihr braucht einen Ort, wo ihr länger sein könnt, euch ausruhen und arbeiten“, wünscht Planeggs SPD-Bürgermeister Heinrich Hofmann den Männern aus Burma, Mali, Senegal, Sierra Leone, Togo oder Syrien. Seine Rede wird ins Englische, Französische und Arabische übersetzt – dafür gibt es Applaus. Als eine Asylbewerber-Nationalität nach der anderen ihre Musik spielt, kommt Tanzlaune auf.

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Moses aus Eritrea hatte sich für 500 Euro mit einem Auto an die libysche Küste bringen lassen. Dort stieg er in ein Boot. Shooty (20) aus Gambia wäre beinahe unschuldig im Gefängnis gelandet. Deshalb floh der Elektriker per Flugzeug nach Istanbul: „Mir fehlen meine Arbeit und meine Freunde. Aber es ist gut, dass ich hier in Sicherheit bin. Dieses Fest macht mir ein besseres Gefühl. Irgendwann will ich wieder in meine Heimat“, sagt er.

„Der Junge ist wirklich nett. Ich hoffe, ich habe ihn auch richtig verstanden“, sagt Grafik-Designer Thomas Nechleba (52) aus Planegg. Weil er immer schon leicht auf andere Menschen zugeht, und ihn die Geschichten der Männer und ihre Fluchtwege interessieren, hat er zu diesem großen Multikulti-Fest seinen dicken Atlas mitgenommen. Nechleba sagt: „Ich bin ja kein Sozialpädagoge, aber man hätte diese Öffnungsrunde bestimmt noch geschickter inszenieren können. Es war auch nur ein Teil der Flüchtlinge da.“

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Eine Planeggerin am Nebentisch hat kürzlich Gardinen und Tücher beim Wachpersonal der Flüchtlings-Turnhalle abgegeben – für etwas Privatsphäre zwischen den eng stehenden Stockbetten. Sie findet: „Dieses Fest hilft. Es gibt viele sympathische Kontakte – doch Unsicherheit und Schüchternheit auf beiden Seiten bleiben spürbar. Ich weiß selbst nicht, wie ich mich verhalten soll.“

Bärbel Zeller, die in der Gemeinde Planegg arbeitet, kennt viele Flüchtlinge schon von der Anmeldung auf dem Amt. Sie sieht auf dem Willkommensfest einen jungen Nigerianer wieder: „Er hat vom Helferkreis ein Wörterbuch geschenkt bekommen. Jetzt hat er aus der Bücherei ein englisches Buch und drei deutsche Bücher ausgeliehen. Jedes Wort sucht er sich heraus.“

 

 

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