Pläne für neuen Karstadt an der Schützenstraße: Gibt es einen besseren Sieger?

München - Eigentlich steht bereits seit Monaten fest, wie das neue Karstadt-Areal an der Schützenstraße aussehen soll. Gewonnen hat den Wettbewerb das Büro des berühmten Architekten David Chipperfield, der zahlreiche Preise gewann und Museen auf der ganzen Welt baute.
Für das Karstadt-Areal, das sich fast vom Stachus bis zum Hauptbahnhof erstreckt, plante er einen Bau mit viel Glas und viel Grün. Mehrere Dachterrassen auf unterschiedlichen Höhen-Niveaus und grüne Innenhöfe soll es geben. Im Februar sprach sich das Preisgericht für Chipperfield als Sieger aus.
Doch war es die richtige Entscheidung? Gestern hatten einige Stadträte im Planungsausschuss daran Zweifel. Lieber wäre ihnen der zweite Sieger gewesen: Das Büro BIG Partners Limited entwarf ein Glaskörper mit drei rund anmutenden Gebäudeteilen und begrünten Dächern. Von oben wirkt das Gebäude wie ein großer, grüner Zopf. Das Planungsreferat bezeichnete die Dachlandschaft als "spektakulär".
Zweite Sieger "hätte mehr Innovationskraft gehabt"
Nicht nur der CSU-Stadträtin Haike Kainz wäre dieser Entwurf lieber gewesen: "Er hätte mehr Innovationskraft gehabt", sagte sie. Der Sieger von Chipperfield passe zwar ins Umfeld. "Doch man vermisst den außergewöhnlichen Akzent." Auch Christian Müller, der Chef der SPD-Fraktion, bedauert, dass nicht der zweite Sieger den ersten Platz machte. Erklären kann er sich das nur so, dass der "große David Chipperfield" mit seiner eloquenten Präsentation die Jury für sich eingenommen haben muss.

Zumindest theoretisch könnte sich die Stadt noch umentscheiden und doch einen anderen Entwurf realisieren. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen Anna Hanusch, die selbst Architektin ist, erinnerte aber daran, dass es wichtig ist, dass die Stadt die Entscheidung der Jury bei solchen Wettbewerben respektiert.
Die Jury setzt sich aus sogenannten "Fachpreisrichtern", also Architekten, und "Sachpreisrichter" zusammen. In dieser Gruppe saßen neben Stadträten auch Manager von Signa, dem Unternehmen, dem das Gebäude gehört.

Der Eigentümer will künftig nur noch den historischen, denkmalgeschützten Teil des heutigen Karstadt-Komplexes als Warenhaus nutzen. Dieser bleibt also stehen. Der Erweiterungsbau aus den Siebzigern hingegen wird abgerissen. Hier sollen hauptsächlich Büros einziehen, aber auch Flächen für Kultur und Dienstleistungsbetriebe sind angedacht.
Brigitte Wolf von der Linken brachte außerdem die Idee auf, dass sich die Fläche besonders gut für Nachtclubs eignen würden - schließlich sei die S-Bahn nicht weit. Auch Paul Bickelbacher (Grüne) kann sich Clubs hier gut vorstellen.
Wie der neue Karstadt an der Schützenstraße aussehen soll, steht schon seit Monaten fest. Doch hat wirklich der beste Entwurf den Wettbewerb gewonnen?