Pläne für die Sendlinger Spange: Wie der S-Bahn-Kollaps verhindert werden soll
In manchen Fällen, wenn ein Herzinfarkt droht, wird vorsorglich eine Bypass-Operation empfohlen. Und so ähnlich wird bei der S-Bahn München momentan ein Bypass gesetzt: Durch Weichen werden Schienen des Laimer Güterbahnhofs vorsorglich mit Gleisen der Stammstrecke verbunden, für den Fall eines möglichen S-Bahninfarkts also.
Seit Mitte März buddeln und schleppen hier Dutzende Männer in gelben und roten Westen. Laut Bauleiter Timo Sporwien setzen sie 350 Tonnen - etwa 2.500 Meter - Schienen und rund 1.300 Schwellen. Ab und zu ertönt ein lautes Horn, wenn ein Schnellzug durchfährt. Dann ist immer kurz Pause.

Sendlinger Spange: S-Bahn-Kollaps verhindern
Der Plan: Verkehr ableiten, vorbereitet sein für einen alltäglich möglichen S-Bahn-Kollaps auf der Stammstrecke der europäischen Metropolregion München, "die ständig wächst und wächst", wie Klaus-Dieter Josel von der Deutschen Bahn AG bei einem Baustellenbesuch am Dienstagmittag betont.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) ist am Dienstag auch angereist, um sich vom Fortschritt der Bauarbeiten zu überzeugen. Der Freistaat finanziert das Projekt schließlich mit elf Millionen Euro. "In der Region München finden zwei Drittel der Personenbeförderung mit der S-Bahn statt", weiß er. Deshalb sei es so wichtig, das Angebot schlau und punktuell, wie hier an dieser Stelle, ständig nachzubessern. Etwa 2,3 Milliarden Euro investiere Bayern 2022 in Verkehr und Infrastruktur, so Bernreiter.
So funktioniert der Plan
Und so soll der Bypass nach der Gleisoperation funktionieren: Falls die Stammstrecke erwartet oder unerwartet ab dem S-Bahnhof Laim - dem Einstieg zur Stammstrecke von Westen aus - aus Richtung Pasing dicht sein sollte, will die Bahn die Schnellzüge S4, S6 und S8 auf Höhe des Laimer Güterbahnhofs über die neuen Weichen Richtung Heimeranplatz ableiten. Und zwar über die Gleise der S20. "So können die Fahrgäste weiterhin Richtung Innenstadt fahren, indem sie am Heimeranplatz in die U-Bahnen steigen", sagt Josel.

Auch dann, wenn es in einigen Monaten zu Verstopfungen bei der Stammstrecke kommen wird, wegen der Baustelle der Zweiten Stammstrecke, soll die Sendlinger Spange - so nennt die Bahn das Projekt - den Verkehrsfluss aufrecht halten.
Haltestelle Heimeranplatz soll ausgebaut werden
Nur bei größeren Verspätungen sei es geplant, die Spange zu aktivieren, sagt Josel - sprich, wenn die Wartezeit auf der Stammstrecke größer wäre als die Fahrtzeit über den Heimeranplatz. Auch bei langsamem Tempo wäre schließlich die Fahrt über die Stammstrecke Richtung Innenstadt die schnellere.
Die Haltestelle Heimeranplatz soll für den Bypass-Plan bald ausgebaut werden, um die vielen Fahrgäste entspannt weiterzuleiten, die hier ersatzweise mit den U-Bahnen Richtung Innenstadt fahren würden. Ab 2024 soll die Sendlinger Spange aktiv sein. Mehr Info unter bahnausbau-muenchen.de.