Pixi-Kindheit im Quadrat: Münchner Ausstellung zum runden Geburtstag
München - Man könnte es als die Demokratisierung des Kinderbuchs bezeichnen: Als der dänische Verleger Per Hjald Carlsen 1954 das erste Pixi-Buch mit dem Titel "Miezekatzen" veröffentlichte, hatte er eine Vision. Er wollte einer möglichst großen Zahl an Kindern das Lesen ermöglichen, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern.
Carlsen hatte das quadratische Buchformat auf seinen Reisen durch Amerika und Kanada entdeckt und übernahm von dort auch den Namen. Aus "Pixy" (Kobold) wurde "Pixi". Das Hosentaschenformat und die kosteneffiziente Herstellungsweise – vier kleine Büchlein passen auf einen Druckbogen – ermöglichten es dem Verlag, die Bücher langfristig preisgünstig anzubieten, bis heute: Der geringfügige Preisanstieg von anfänglich 50 Pfennig auf heute nur 99 Cent ist durchaus außergewöhnlich.

Um möglichst viele Familien zu erreichen, setzte man außerdem schon früh auf bis dato unübliche Verkaufsorte. Man bot die Bücher nicht nur in Buchhandlungen, sondern auch in Krämerläden, am Kiosk und in Drogeriemärkten an. Der Plan ging auf: Die Kooperation mit namhaften Autoren und Illustratoren brachte Figuren wie den Bären Petzi, Conni oder den Waldwichtel Pixi hervor.
Die Pixi-Ausstellung wollten alle sehen
Bis heute verkaufte der Carlsen Verlag rund 500 Millionen Exemplare des quadratischen Buchformats. Für den ein oder anderen dürfte der Griff in die Plastikschale der kindergroßen Pixi-Aufstellfigur der Beginn einer Leidenschaft fürs Lesen markiert haben.
Das Literaturhaus beherbergt nun die Jubiläumsausstellung "Pixi – 70 Jahre kleine Bücher", die im Sommer im Altonaer Museum bereits großen Anklang bei den Hamburger Besuchern fand. Die abwechslungsreiche Ausstellung lädt große und kleine Besucher dazu ein, die Geschichte der Pixi-Bücher zu entdecken und einen Blick hinter die Kulissen der Entstehung der Büchlein zu werfen.

Die 1056 ausgestellten Ausgaben stammen aus einer privaten Sammlung und können nicht nur als nostalgische Chronik einer höchst erfolgreichen Buchreihe, sondern auch als eine Zeitreise durch die Gesellschaft gelesen werden.
Das Familienbild wurde bei Pixi immer moderner
Während in den Büchern anfangs noch ein sehr tradiertes Familienbild und starre Geschlechterrollen vermittelt wurden, hielten seit den 1970er Jahren berufstätige Mütter, alleinerziehende Elternteile und Patchwork-Konstellationen Einzug in das Pixi-Universum. Neben einer selbstverständlicheren Abbildung von Themen wie Migration und Inklusion veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte auch die Darstellung von Erziehungsstilen.

War der Blick auf kindliches Fehlverhalten in den Büchlein der 50er und 60er Jahre noch ein strafender – man denke an den kleinen Kater Schnurr, der von einem unfreiwilligen Wasserbad geläutert gelobt, von nun an ein braver Kater zu sein –, drehten sich die pädagogischen Botschaften später mehr um spielerisches Dazulernen und das gemeinsame Verhandeln von Regeln.
Dass es sich bei "Pixi" um mehr als nur eine Kinderbuchreihe handelt, wird auch von der Beteiligung namhafter Autoren gestützt: In der Jubiläumsausgabe zum 70. Geburtstag gratulierten unter anderem Cornelia Funke, Paul Maar sowie Saša Stanišić mit neuen Geschichten.
Für viele Newcomer-Illustratoren ist Pixi die erste Möglichkeit, ein Bilderbuch zu gestalten. Aber auch unter etablierten Künstlern scheint es zum guten Ton zu gehören, mindestens einmal die Gestaltung eines der zehn mal zehn Zentimeter großen Büchlein zu übernehmen. Illustratoren wie Ole Könnecke, Jutta Bauer oder Anke Kuhl sorgen hier für große stilistische Vielfalt. Mal reduziert, mal populär werden die Abenteuer- und Familiengeschichten, Fabeln, Gedichte und Märchen gestaltet. Die Bildebene, da ist man sich beim Verlag einig, ist für die jungen Leser mindestens so wichtig wie die Geschichte selbst.

Großes Begleitprogramm: Illustrationsworkshop und Theater
Um Familienfreundlichkeit bemüht man sich auch im Literaturhaus: Auf Augenhöhe der kleinsten Besucher führen Illustrationen von Regina Kehn durch die Ausstellung. In einem "Pixi-Bad" kann nach der persönlichen Lieblingsgeschichte getaucht werden und eine Schnitzeljagd dürfte auch müde Besucher auf Trab bringen. Bei den Eltern soll eine Wickelstation und ein Kinderwagenparkplatz für einen entspannteren Besuch sorgen.
In den Ausstellungswochen wird es ein kreatives Begleitprogramm für Kinder geben: Neben einem Monotypie-Workshop mit der Illustratorin Johanna Straßer werden unter anderem Theaterstücke aufgeführt und Darsteller aus der Münchner Schauburg aus den Pixi-Büchern vorlesen.
Ab Samstag (14. Dezember 2024) bis 2. Februar 2025, Mo-So 11-18 Uhr, Literaturhaus München, Eintritt 7 Euro, 5 Euro ermäßigt, Eintritt frei für alle unter 18 Jahren, am Eröffnungswochenende (14. und 15. Dezember) ist der Eintritt für alle frei.
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