Piraten und Polit-Zwergerl: München im Visier
MÜNCHEN - Was es nicht so alles gibt. Jetzt also auch noch Piraten im Rathaus. Bislang nur in Berlin. 2014 will die Piraten-Partei auch in den Münchner Stadtrat einziehen. So wie andere Zwergerl-Parteien auch. Die AZ stellt eine Auswahl vor:
DIE PARTEI
Der Landesverband Bayern der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative wurde 2005 gegründet und hat inzwischen 636 Mitglieder. Die Spaßpartei um Satiriker Martin Sonneborn fordert den Wiederaufbau der Mauer und feierte am Wochenende – wohl als einzige – Konfetti streuend bei der FDP-Wahlparty in Berlin. Laut dem Landesvorsitzenden Gerd Bruckner hat man bei konspirativen Treffen mit der Piratenpartei (etwa bei Ruderregatten) bereits eine Koalition beschlossen.
BAYERNPARTEI
Zur Europawahl sahen sich Wähler außerhalb Bayerns mit Plakaten konfrontiert, die satirisch anmuten: „Wollt ihr nicht auch die Bayern loswerden? Dann wählt die Bayernpartei”, heißt es beispielsweise in Berlin-Kreuzberg. Das ist jedoch kein Scherz: Seit 1946 setzt sich die BP für einen vom Rest der Republik unabhängigen Freistaat ein. 5000 Mitglieder, davon 100 außerhalb Bayerns, kämpfen für dieses Ziel.
BÜRGERRECHTSBEWEGUNG SOLIDARITÄT
Die BüSos sagen seit 1992 den Zusammenbruch des globalen Finanzsystems voraus. Sie streben einen Gesellschaftsumbau an. Damit erzielen sie bisher Negativrekorde bei Wahlen. Primäres Ziel der Partei ist laut Klaus Fimmen, Mitglied des Bundesvorstandes, eine Debatte in Gang zu setzen. Angesichts der aktuellen Finanzkrise sagt Fimmen: „Jetzt ist unsere Zeit gekommen.”
PARTEI BIBELTREUER CHRISTEN
TIERSCHUTZPARTEI
In Mensch, Tier und Natur sieht die Partei seit 1993 eine untrennbare Einheit. „Tiere werden als unsere Mitgeschöpfe um ihrer selbst willen geachtet, geschützt und vor Leiden bewahrt. Entsprechend ihrem Schmerzempfinden und ihren Gefühlen sind ihnen arteigene Rechte einzuräumen”, fordert sie als Artikel im Grundgesetz. Von den tausend bundesweiten Parteimitgliedern sollen nicht alle Vegetarier sein.
RENTNER-PARTEI
Sie sieht seit 2002 ihren Programmschwerpunkt in Altersvorsorge, Gesundheit und Bildung. Sie richtet sich besonders an Langzeitarbeitslose und nicht gut gestellt Rentner. Der Bundes-Vorstand ist jedoch nicht unbedingt im Rentenalter. Obwohl die Rentner- Partei und die größere „Rentnerinnen- und Rentner-Partei” (RRP) verschiedene Interessenschwerpunkte haben, werden Verhandlungen über eine Vereinigung geführt. „Irgendwann müssen wir eine Rentnerpartei haben”, sagt Vize-Chef Martin Wnuck.
DIE VIOLETTEN
Sie vertraten bisher „alternative spirituelle Politik im neuen Zeitalter”. Doch jetzt wollen sie weg vom Ruf einer esoterischen Hippie-Partei. Ihre Grundsätze und die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen bleiben. In Bayern hofft die Partei bald auf spirituelle Wutbürger. Die sollen ihre Gefühle, die sie bei der Energiepolitik und Kindergartenplätzen haben, offen und gewaltlos ausleben.