Pfleger bestreitet Missbrauch - und erkennt Vaterschaft an

Geschlechtsverkehr nein, Schwangerschaft ja. Ein Pfleger hat einer schwerst behinderten jungen Frau ein Kind gezeugt. Wie es dazu kam, darüber hat der Mann dem Gericht seine eigene Version präsentiert.
München - Ein wegen sexuellen Missbrauchs einer Behinderten angeklagter Pfleger hat am Donnerstag vor dem Landgericht München die Vorwürfe weitgehend bestritten, aber die Vaterschaft des danach geborenen Buben anerkannt. Das Kind der jungen Frau sei entstanden, als er sich hinter der nackten Frau selbst befriedigte, sagte der Angeklagte.
Er habe bis heute "keine plausible Erklärung" für sein Fehlverhalten, ließ der 52-Jährige über seinen Anwalt erklären. Er schäme sich für sein Verhalten. Er entschuldigte sich ausdrücklich bei der Frau, die in einer Behinderteneinrichtung im Landkreis Dachau lebte und sich aufgrund ihrer schweren Behinderung nicht äußern kann. Der Mann war kurz nach dem Vorfall, jedoch vor Bekanntwerden der Schwangerschaft, aus der Einrichtung ausgeschieden.
Die Anklage wirft dem Mann schweren sexuellen Missbauch einer Widerstandsunfähigen vor. Staatsanwalt Florian Burkhardt ist überzeugt, dass der Pfleger die heute 28 Jahre alte Frau vergewaltigte. Dem Pfleger sei bewusst gewesen, dass sie aufgrund ihrer schweren Behinderung keinerlei Widerstand leisten konnte. Sie sei - "für den Angeklagten vorhersehbar und vermeidbar" - schwanger geworden.
Der Gerichtsmediziner und Gutachter Wolfgang Eisenmenger sagte, eine Zeugung sei bei der Version des Angeklagten zwar nicht wahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen.
Das Kind wurde im Mai dieses Jahres geboren, der Mann sitzt seit Sommer in Untersuchungshaft. Ohne die Schwangerschaft wäre der Missbrauch möglicherweise nicht ans Licht gekommen. Ein DNA-Test wies die Vaterschaft nach. Das Kind lebt nun bei Pflegeeltern.