Pflege-Pionier schmeißt hin

UNTERHACHING - Seit 12 Jahren war er Chef des „Kuratoriums Wohnen im Alter”. Jetzt wird in Pflegekreisen darüber geredet, dass Helmut Braun einen nicht genehmigten Beratungsvertrag mit einem anderen Wohnstift gehabt haben soll. Der Pflege-Pionier dementiert.
Er gilt als Pionier der Altenpflege in München und einer der wichtigsten Pflege-Experten, die es zum Thema Senioren in Deutschland gibt: Knapp zwölf Jahre stand Dr. Helmut Braun als Vorstandsvorsitzender an der Spitze des „Kuratoriums Wohnen im Alter” (KWA), einer Einrichtung, die allein in München fünf Altenwohnstifte für rund 1000 Bewohner betreibt.
Doch seit vergangener Woche ist Brauns Büro im Hauptsitz des Kuratoriums in Unterhaching verwaist. Am Freitag trat der Chef von 1700 Mitarbeitern, davon rund 600 in München, überraschend zurück – und zog damit die Konsequenz aus einem monatelangen Streit, der zwischen ihm und dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats entbrannt ist.
Anzeichen einer stärkeren Kontrolle
Bereits seit Jahresanfang hatte der Aufsichtsrat darauf gedrängt, die vakante dritte Vorstands-Stelle des Kuratoriums, die seit 2002 nicht mehr besetzt wurde, neu auszuschreiben. Über ein Personalberatungsbüro wurde deshalb ein geeigneter Bewerber gesucht, der bereits im März seinen Job antreten sollte. „Das war der Stein des Anstoßes“, erklärte Braun, „unter diesen Rahmenbedingungen konnte ich nicht weiterarbeiten.“ Schließlich gab es Anzeichen, dass der neue Vorstand Braun stärker kontrollieren sollte.
Die Hintergründe für die neue Aufgabenverteilung sind unklar. Nach AZ-Informationen wird in Pflege-Kreisen behauptet, Braun wäre einer nicht genehmigten Nebenbeschäftigung nachgegangen, von einem Beratungsvertrag mit einem anderen Wohnstift ist die Rede.
Das Feld nicht kampflos räumen
Der Pflege-Profi dementierte dies gestern: „An den Vorwürfen ist nichts dran“, betonte Braun, der das Feld unterdessen nicht kampflos räumen will. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung, die heute im KWA Stift am Parksee in Unterhaching stattfinden wird, will er die Absetzung des Aufsichtsratsvorsitzenden durchsetzen: „Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, kann man gerne darüber reden, ob ich als Vorsitzender weitermache“, sagte Braun zur AZ, „ansonsten bin ich jetzt Privatmann.“
Daniel Aschoff