Pferdefleisch ab sofort auf der Wiesn erlaubt
MÜNCHEN - Der Stadtrat ändert die Betriebsvorschriften für das Oktoberfest - und zwar zugunsten von Pferdfleisch-Fans. Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung ging es außerdem um die Zulassung zur Wiesn. Mit folgendem Ergebnis: Die Fischer-Vroni und Vinzenzmurr dürfen theoretisch wachsen.
Eine Fischsemmel? Klar. Gebratenes Hendl? Sowieso. Aber Pferde-Leberkäs oder Pferde-Bratwürste? Dieser Wiesn-Snack ist bestimmt nicht jedermanns Sache – und war bislang auch gar nicht auf dem Oktoberfest erlaubt. Bislang. „Pferdefleisch oder Fleischwaren, die Pferdefleisch erhalten, dürfen auf der Festwiese nicht feilgehalten werden“, hieß es in den Betriebsvorschriften. Doch gestern kegelte der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft dieses Verbot einstimmig aus dem Regelwerk. Die Begründung: Es sei nicht mehr zeitgemäß.
„Früher galt Pferdefleisch als minderwertiges Fleisch, da nur ältere und kranke Tiere geschlachtet wurden“, heißt es in der Stadtratsvorlage. Heute muss es aber den gleichen hohen Qualitätsstandard einhalten wie Rind- oder Schweinefleisch. Und weiter: „Nachdem schon lange keine Pferderennen mehr während des Oktoberfestes stattfinden, ist ein Verbot des Verkaufs von Pferdefleisch auch aus Pietätsgründen nicht mehr erforderlich.“
"Gegrillter Pferdeschenkel" als Wiesn-Highlight?
Pferdemetzger Kaspar Wörle, der seine Produkte auch am Viktualienmarkt verkauft, begrüßt die Änderung: „Es ist richtig, dass das jetzt passiert.“ Ein Bekannter von ihm hatte sich heuer auch prompt für die Wiesn beworben und wollte dort Pferdeknacker, Pferde-Leberkäs und Bratwurst an einem Imbiß-Standl anbieten. Doch wie die AZ erfuhr, hat es nach dem strengen Punkte-System bei der Vergabe nicht für ihn gereicht.
Ob jetzt die Wirte in den Festzelten Pferdefleisch zur Maß kredenzen? „Als Wiesn-Highlight kann ich mir gegrillten Pferdeschenkel nicht vorstellen“, sagt Wirte-Sprecher Toni Roiderer. Er selbst wolle weder auf Pferden reiten – noch sie verzehren.
Tierschützer sind skeptisch
Frigga Wirths von der Akademie für Tierschutz sieht die Änderung der Vorschriften eher skeptisch. „Es ist traurig, dass es für Pferdefleisch einen Markt gibt“, findet sie. „Menschen haben zu Pferden einfach eine emotionalere Bindung als zu anderen Tieren.“ Dagegen ist Pferdemetzger Kaspar Wörle sicher, dass sich seine Produkte gut verkaufen würden: „Auf dem Viktualienmarkt geht das Pferdefleisch ja auch. Warum soll es dann auf der Wiesn nicht gehen?“
Dass künftig auch Rossfleisch auf dem Oktoberfest verkauft werden darf, ist nicht die einzige Neuerung. In nicht-öffentlicher Sitzung beriet der Wirtschaftsausschuss gestern über die Zulassungen. 2008 waren wegen des Zentral-Landwirtschaftsfests 47 Betriebe aus Platzmangel von der Festwiese gefolgen. Heuer ist wieder mehr Platz. Was kam bei der Sitzung heraus?
Vinzenzmurr dürfte sich auf 200 Plätze vergrößern - wenn er denn will
Die Stadt bietet Vinzenzmurr an, diesmal in die weniger überfüllte Mittelstraße zu ziehen. Dafür dürfte das Zelt sich vergrößern – von gut 100 Plätzen auf 200. Vinzenzmurr hatte allerdings einen Plan für ein viel größeres Zelt mit 560 Plätzen vorgelegt (AZ berichtete). Doch daraus wird nichts. „Wenn sie unser Angebot nicht annehmen, sind sie nicht auf der Wiesn vertreten“, sagt Wirtschaftsreferent Dieter Reiter. Darauf könnte es hinauslaufen. Vinzenzmurr-Chef Markus Brandl wollte das Ganze nicht kommentieren. Nur so viel: „Wir sind guter Dinge, dass wir in den nächsten Jahren berücksichtigt werden.“ Im Sommer wollen Referat und Stadträte beraten, wie die Wirtsbudenstraße künftig aussehen soll.
Die Fischer-Vroni bekommt eine Galerie mit bis zu 600 Plätzen
Deutlich vergrößern könnte sich die Fischer-Vroni. Der Ausschuss gab sein Placet zu den Plänen, das Zelt mit einer neuen Fassade aufzuhübschen – und genehmigte eine Galerie. 600 zusätzliche Plätze hatte die Fischer-Vroni beantragt. „Die bestehende Galerie war nur ein Schmuckwerk“, erklärt Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid. Das soll sich jetzt ändern. Doch bevor die Fischer-Vroni wachsen kann, muss noch viel geklärt werden – etwa in Sachen Brandschutz und TÜV.
Julia Lenders