Pfarrer und drei Frauen vom Predigtstuhl gerettet
Riesenglück hatten ein Münchner Pfarrer und drei Frauen, die am Ostermontag am Predigtstuhl aus akuter Bergnot gerettet wurden.
München/Bad Reichenhall – Die heiße Tasse Tee, die ein Helfer dem Pfarrer nach dem Helikopterflug in die Hand drückte, dürfte Günter K. (Name geändert) wie ein Geschenk Gottes vorgekommen sein. Stundenlang hatten der katholische Geistliche und seine drei Begleiterinnen bei eisiger Kälte im hüfthohen Schnee am Predigtstuhl festgesessen.
Günter K. ist ein junger, engagierter Priester aus München. Seine Gemeinde im Chiemgau verehrt ihn. Auch weil er so sportlich ist. Bergsteigen ist die große Leidenschaft des Pfarrers. Zu seinem Amtsantritt im September 2010 lud ihn der Dekan höchstpersönlich dazu ein, die Berge in der Region zu erkunden. Was der Pfarrer in seiner Freizeit auch gerne tat.
Am Ostermontag, seinem ersten Urlaubstag, brach der 40-Jährige nach der Messe mit drei Frauen aus seiner Pfarrgemeinde zu einer Tour zum Predigtstuhl auf. Sie waren ausgerüstet mit Bergschuhen und warmer Kleidung. Vom Saalachsee stapften sie durch den Schnee den Waxriessteig hinauf.
In gut 1000 Metern Höhe lag so viel Schnee, dass sie den Weg nicht mehr erkennen konnten. Sie gerieten in eine steile Felsrinne. „Jederzeit hätte sich eine Lawine lösen können“, sagt ein Helfer der Bergwacht. Völlig entkräftet mussten der Pfarrer und seine drei Begleiterinnen aufgeben. Knapp 400 Meter unterhalb des Gipfels des Predigtstuhls saßen sie endgültig im hüfthohen Schnee fest. Alleine schafften sie es nicht zurück ins Tal.
Nach einem Stoßgebet in Richtung Himmel schickte der Pfarrer sicherheitshalber auch noch per Handy einen Notruf zur Rettungsleitstelle in Traunstein. Minuten später brach eine siebenköpfige Suchmannschaft in das Gebiet auf. Doch Günter K. konnte nicht genau bestimmen, wo er und die Frauen festsaßen. Der Rettungshubschrauber Christoph 14 stieg auf, an Bord ein ortskundiger Luftretter der Bergwacht. Auf Höhe des Brandkopfs zwischen Bäumen entdeckte die Crew schließlich die Bergsteiger.
Doch der Hubschrauber verfügte bei dem Einsatz über keine Rettungswinde, weshalb aus Salzburg der Rettungshubschrauber „Christopherus 6“ angefordert wurde. Ein Notfallsanitäter wurde mit einem speziellen Rettungssitz abgesetzt. „Doch in den passen außer dem Helfer nur zwei Leute rein“, sagt Pilot Tom Brändle.
Der Sanitäter half zuerst zwei der Frauen in den Sitz. An einem 60 Meter langen Seil baumelnd wurden sie anschließend bis zum Landeplatz auf dem Gelände der Bundeswehrkaserne in Bad Reichenhall geflogen. Anschließend flog der Helikopter zurück und nahm die letzten beiden Bergsteiger auf. Sie waren völlig durchgefroren, ansonsten aber unverletzt.