Pfarrer Schießler übers Osterfest: "Nicht in Feierlaune"

Rainer Maria Schießler ist der Pfarrer von St. Maximilian. Nach zwei Jahren Pandemie dürfte er Ostern endlich wieder richtig zelebrieren. Wieso es heuer dennoch ganz anders wird.
von  Paul Nöllke
Pfarrer Rainer Maria Schießler findet, dass heuer das Osterfest unter schwierigen Vorzeichen steht.
Pfarrer Rainer Maria Schießler findet, dass heuer das Osterfest unter schwierigen Vorzeichen steht. © picture alliance/dpa

München - Der sonst so lebensfrohe Pfarrer wirkt bedrückt: "Zwei Flugstunden von hier herrscht Krieg", sagt Rainer Maria Schießler und spricht natürlich von der Situation in der Ukraine. Freut er sich nicht auf das Osterfest? "Da ist die Stimmung doch sehr gedämpft."

An Ostern die Auferstehung Jesu Christi feiern – das wird der Pfarrer von St. Maximilian dieses Jahr trotzdem. Ostern sei das Fest der Hoffnung, "alles andere vergeht, aber die Hoffnung bleibt", sagt der Pfarrer. Viele Dinge werden heuer dennoch anders sein als gehofft.

Die Tradition des Osterlachens wird wohl ausfallen

Der "Risus paschalis" zum Beispiel, das "Osterlachen", eine Tradition aus dem Mittelalter, nach der ein Pfarrer die Besucher seines Gottesdienst mit einem Witz oder einer Anekdote zum Lachen bringt, wird bei Schießler wohl ausfallen: "Ich glaube nicht, dass mir ein Witz über die Lippen kommt", so Schießler.

Die Feierlaune bleibt bei vielen aus

Und auch sonst wird der Gottesdienst etwas anders werden: "Es wird ein ernsthafteres, nüchternes Ostern", erklärt der Pfarrer. Er sei nicht in Feierlaune, die Stimmung in seiner Gemeinde sei bei vielen ähnlich. Der Krieg in der Ukraine beschäftige die Menschen zur Zeit sehr.

Ein Gemeindemitglied sei vor kurzem sogar zu Schießler gekommen und habe erzählt, er sei froh, wenn das Osterfest wieder vorbei sei. Der Grund: Zum Feiern eines Fests sei ihm dieser Tage nicht zumute.

Keine Osterstimmung nach der Pandemie

Die Bilder aus der Ukraine bestürzen Schießler: "Jesus am Kreuz – dieses Zeichen ist eigentlich an Brutalität nicht zu überbieten. Die Brutalität spielt sich jetzt in der Ukraine ab. Da kann man die Osterstimmung nicht auf Knopfdruck anschalten."

Gerade nach den vergangenen zwei Jahren Pause durch Corona, sei es tragisch, Ostern nicht wieder voller Freude angehen zu können – obwohl es komplett ohne Masken und Abstand möglich ist.

Eine wichtige Botschaft bringe das Fest, die sonst leicht untergehen kann. "Wir feiern die Auferstehung", so Schießler. "Das ist auch ein Aufstehen – ein Aufstehen gegen Krieg und Gewalt." Das sei unheimlich wichtig – gerade jetzt.

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Gottesdienste an Gründonnerstag und Karfreitag

Katholisch:

  • Gründonnerstag: 9 Uhr Karmette, 18.30 Messe vom letzten Abendmahl beides mit Erzbischof Kardinal Marx, Liebfrauendom.
  • Karfreitag: 10 Uhr Kreuzweg der Nationen mit Kardinal Marx und Bohdan Dzyurakh, Bischof der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, St. Michael
  • Live-Stream aus dem Liebfrauendom unter erzbistum-muenchen.de/stream

Evangelisch:

  • Gründonnerstag: 19 Uhr Gottesdienst mit Abendmahl an der langen Tafel, St. Lukas.
  • Karfreitag: 10 Uhr Gottesdienst in St. Matthäus und St. Lukas je mit Live-Stream (stmatthaeus.de, sanktlukas.de).

Viele weitere Gottesdiensttermine unter erzbistum-muenchen.de und muenchen-evangelisch.de

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