Pfandbetrügerin erwischt
Monatelang hatte eine Frau Pfand für falsche Flaschen kassiert. Die dreiste Masche: Die Betrügerin brachte einfach kopierte Barcodes an. Jetzt wurde sie von einer Überwachungskamera überführt.
MÜNCHEN Dem Team von der OMV-Tankstelle an der Ottobrunner Straße gefiel die Sache ganz und gar nicht: Regelmäßig landeten in ihrem Rückgabeautomaten in den letzten Monaten Flaschen mit kopiertem Barcode – insgesamt mehrere hundert. Pfand pro Stück: 25 Cent. Am Sonntag konnte die Pfandbetrügerin gestellt werden.
Es war immer dieselbe Masche: Auf (wertlose) türkische Mineralwasserflaschen waren fein säuberlich Kopien des so genannten EAN-Codes und des DPG-Sicherheitskennzeichens geklebt. Das Lesegerät im Rückgabe-Automaten „schluckte“ die Fälschung – und druckte die Guthaben-Quittung aus. Bis Sonntag.
Im Fokus der Überwachungskamera
Schon letzte Woche hatte Tankstellen-Mitarbeiter Andreas Killi nämlich die Überwachungs-Kamera im Shop so eingestellt, dass sie einen Blick auf den Automaten ermöglichte. Am Samstag hatte er festgestellt, dass eine etwa 50-jährige Frau eine Menge Flaschen eingeworfen und dann dafür kassiert hatte – es waren die Fälschungen, wie sich hinterher herausstellte. „Da hab’ ich schon mal gewusst, wie sie ausschaut“, berichtet Killi.
Gestern tauchte die „Kundin“ wieder auf. Gleich nachdem sie in Aktion getreten war, sperrte der aufmerksame Tank-Profi den Automaten auf. Und bat die Frau nach einem Blick auf reihenweise aufgeklebte Barcodes ins Büro. Eine Polizeistreife nahm die Pfandbetrügerin gleich mit aufs Revier, kündigte eine Wohnungsdurchsuchung an.
Der Tankstelle entstand durch die Fälschungen ein Schaden von rund 150 Euro. Nicht schön – aber was viel schlimmer wiegt: Die Firma, die die leeren Flaschen einsammelte, hatte die Betrügereien längst entdeckt. „Dadurch geraten wir ja selbst in Verruf“, so Andreas Killi.
"Bastel-Anleitung“ im Internet
Betrug mit gefälschten Barcodes auf Pfandflaschen: Wie’s genau funktioniert, können Interessierte per „Bastel-Anleitung“ aus dem Internet erfahren. Die Getränke-Branche spricht von Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe. Kein Wunder: Pro Jahr werden etwa 2,5 Milliarden Euro Pfand ausgezahlt, schätzen Experten. „Die Rücklaufquote liegt bei 120 Prozent“, flachst ein Insider. Sprich: Es kommen weit mehr Pfandflaschen zurück, als überhaupt verkauft werden ...
Rudolf Huber
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