Pfälzer Weinstube: Das halbe Personal muss gehen

Es ist eine Notlösung, die etwa 30 Mitarbeitern den Job kostet: Seit Jahren wird die Münchner Residenz in mehreren Bauabschnitten saniert. Im April 2017 ist ein Teil des sogenannten „Kaiserhoftrakts“ dran, in dem sich auch die beliebte Pfälzer Weinstube befindet. Dort soll die Barrierefreiheit verbessert und eine zeitgemäße Kücheneinrichtung installiert werden.
Dafür muss die Pfälzer Weinstube, in der einst die Residenzwache untergebracht war, ausweichen – und zwar in den Einsäulensaal der Residenz. Der ist dafür extra umgebaut worden.
Künftig gibt es nur noch Platz für etwa hundert Gäste
In dem Ausweichquartier, in dem die Weinstube bis voraussichtlich Ende 2018 untergebracht ist, wird es allerdings sehr eng.
Während die alten sechs Stuben und der Viersäulensaal des „Resi“, wie manche Gäste das Lokal nennen, bis zu 500 Besuchern Platz boten, passen in den Einsäulensaal nur noch maximal hundert.
Eine Raumauswahl, die der Tatsache geschuldet ist, dass in einem historischen Museum – vor allem natürlich aus Denkmalschutzgründen – eben nicht so viele Zimmer für gastronomische Unternehmungen taugen, so teilt das Finanzministerium mit. Das Ausweichquartier sei im Vorfeld mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung und auch mit dem Pächter, dem Landesverband des Vereins der Pfälzer in Bayern, bestimmt worden.
Die Verkleinerung bedeutet auch Personalabbau: Die Hälfte der etwa 60 Mitarbeiter muss gehen, weil die Verträge auslaufen oder weil ihnen gekündigt wird. Die Renovierung soll anderthalb Jahre dauern. „Natürlich hätten wir uns eine Lösung gewünscht, in der es mehr als hundert Plätze gibt“, sagt eine Mitarbeiterin. Doch die gibt es nicht. Gestern wurde der Personalabbau auf der Mitarbeiterversammlung offiziell verkündet.
Glücklich ist mit dieser Lösung eigentlich niemand. Auch der Landesverband der Pfälzer nicht, dem die Weinstube gehört: „Für uns ist es die zweitschlechteste Lösung“, sagt die Vereinsvorsitzende Ursula Männle der AZ. Schlechter wäre nur, für anderthalb Jahre komplett zuzusperren.
Teilabriss nach Starkbierfest 2017 möglich: Nockherberg soll umgebaut werden
Es gibt einen Sozialplan, nach dessen Kriterien die Kündigungen ausgesprochen werden. Das bedeutet, dass nicht die Leistung entscheidet, sondern vor allem die Aussichten der betroffenen Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt.
Natürlich habe man Alternativen geprüft, sagt Männle: Eine Möglichkeit war Kurzarbeit, doch das hätte sich für die Mitarbeiter nicht gerechnet, nicht über die anderthalb Jahre. Der Betriebsrat hat sich deshalb letztlich dagegen entschieden.
Man wollte Zelte im Kaiserhof oder im Hofgarten aufstellen. Doch die wären mit anderen Veranstaltungen, etwa dem Weihnachtsdorf, kollidiert. So blieb am Ende nur der Einsäulensaal.
Auch die Auswahl an Weinen und Speisen wird verkleinert
Für die entlassenen Mitarbeiter gebe es nach den anderthalb Jahren eine Einstellungsgarantie, so Männle: Jeder, der wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren möchte, könne dies tun.
Bis dahin wird aber erst einmal auf Sparflamme gekocht: Die Speisenauswahl ist stark reduziert, und weil die Lagermöglichkeiten fehlen, wird sich auch das Weinangebot verkleinern. Wenn die Renovierung nach Plan verläuft, wird die Weinstube im November 2018 wieder an ihren alten Platz zurückkehren.
In der Raumgestaltung verändert sich nicht viel. Eine Theke wird versetzt, so dass etwa fünf bis sechs Tische weniger hineinpassen. Auch eine Behindertentoilette wird eingebaut.
Von den Baumaßnahmen ist nicht nur die Pfälzer Weinstube betroffen. An den Räumen der Residenzapotheke, der Galerie Jahn und der geplante Fränkische Weinlounge wird schon seit Anfang dieses Jahres herumgewerkelt.