Perlen vor die Gäste - im Bubble Tea
Zwei Teenie-Mädels stehen im Café Sunshine, Hoang-Sang Nguyen reicht der einen ihr Getränk. Trüb-Rosa ist es und es scheint, als wäre darin eine schwarze Perlenkette versenkt worden, der Strohhalm ist ungewöhnlich dick. Kichernd ziehen die Freundinnen ab, um kurz darauf wieder am Tresen zu stehen: „Ich mag auch sowas, bitte“, sagt das bis dato Getränk-lose Mädel.
„So geht das oft“, sagt Sang Nguyen. „Leute, die den Bubble Tea schon kennen, bringen ihre Freunde mit – und die probieren erst, bevor sie sich selbst trauen.“ In schrillen Farben kommt das Trendgetränk daher und ist dabei doch nicht so chemisch, wie es ausschaut. Sang Nguyen hat mit seinem „Café Sunshine“ am Isartor den ersten Bubble-Tea- Shop der Stadt aufgemacht.
In Frankfurt und Berlin gibt es solche Läden bereits, hier wurde das Getränk bisher nur im „Gaumenspiel“ in Schwabing oder in „Warmis Nudelbar“ in der Barerstraße serviert. Erst jetzt ist der Trend aus Asien wirklich in Deutschland angekommen, auch im Tagescafé des Art Babel soll der Drink bald serviert werden.
Zwei Teehäuser in Taiwan streiten sich darüber, wer den Tee mit den essbaren Perlen darin erfunden hat: Die Grundidee war es jedenfalls, Kindern Tee schmackhaft zu machen. Über 20 Jahre ist das her, längst ist der Drink bis nach New York geschwappt. „Viele Touristen, die den Bubble Tea von Urlauben kennen, schauen hier rein“, sagt Nguyen.
Sein kleines Café ist in einer Art Glaskiosk am Thomas-Wimmer-Ring angesiedelt, dort wo die Reisebusse halten. Im Innenhof hinter der weißen Holzveranda, die er mit seinem Papa an das Café gebaut hat, ist ein Teil der alten Stadtmauer zu besichtigen, was viele Leute an seinem Café vorbeischleust. Sang Nguyen hat das Getränk mal in Frankfurt probiert, bevor er entschloss, sich damit in München selbstständig zu machen – anders als dort süßt er den Tee mit Sirup statt Pulver.
Ein Bubble Tea funktioniert so: Der Gast wählt zwischen gekühltem schwarzen oder grünen Tee als Basis, wählt Milch in sein Getränk oder auch nicht. Dann die Frage aller Fragen: Welche Perlen sollen’s sein? Der Purist entscheidet sich für die dunklen Tapioka-Perlen. Sie werden aus der Maniok-Wurzel und Ahornsirup hergestellt, haben kaum Eigengeschmack und eine knautschige Konsistenz, enthalten Kalzium und VitaminC.
Die „Popping Bobas“ wiederum sind Kalzium-Kügelchen mit Fruchtsaftfüllung, die im Mund aufplatzen – „da stehen vor allem die Jungen drauf“, sagt Nguyen. Es gibt sie in Geschmacksrichtungen wie Joghurt, Erdbeer, Mango oder Litschi. Mit dem dicken Strohhalm werden die Perlen angesaugt und gekaut. Zum Schluss ein Schuss Sirup, der für die Knallfarbe sorgt. Zig verschiedene stehen im Sunshine Café, auch ungewöhnlichere wie Wassermelone oder Ingwer.
Einen Tee mit Tapioka Perlen verkauft Sang Nguyen für 3,50 Euro, mit Popping Bobas kostet der Becher 4 Euro. „Ich habe viele Gäste, die dreimal die Woche vorbeikommen“, sagt der Gastronom. „Bubble Tea ist neu und anders, viele haben in letzter Zeit Fernsehbeiträge dazu gesehen und sind neugierig.“ Sang Nguyen ist sich sicher, dass die großen Kaffeeketten bald auf den Trend anspringen werden. „Aber ich war der erste mit einem Bubble-Tea-Laden in München – und darauf bin ich stolz, den Titel kann mir keiner nehmen.“
Thomas-Wimmer-Ring 3, Mo. bis Sa. 11 – 19 Uhr, www.cafe-sunshine.de, Tel.: 38 90 88 52
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