Pendler stehen wieder mehr im Stau: Münchner am häufigsten

2020 hatte Corona den Verkehr einbrechen lassen. Pendler sparten sich viel Zeit auf dem Weg zur Arbeit, doch im laufenden Jahr ist die Verschnaufpause bereits wieder vorbei, wie eine Analyse zeigt.
Christof Rührmair |
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Autos fahren im Berufsverkehr über den Mittleren Ring.
Autos fahren im Berufsverkehr über den Mittleren Ring. © Sven Hoppe/dpa

München - Die Corona-Verschnaufpause für Pendler ist vorbei. Wer mit dem Auto zur Arbeit fährt, verliert wieder deutlich mehr Zeit im Stau. Eine Analyse des Verkehrsdatenanbieters Inrix ergab in den untersuchten deutschen Städten hochgerechnet 40 Stunden Zeitverlust für typische Auto-Pendler im Jahr 2021. Das sind 14 Stunden mehr als 2020, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Vergangenes Jahr hatte Corona die Pendlerströme ausgebremst, jetzt hat der Verkehr wieder zugenommen und der Zeitverlust ist wieder fast so hoch wie vor der Pandemie. 2019 waren es im Schnitt 46 Stunden.

Corona-Verschnaufpause vorbei: München-Pendler warten 79 Stunden 

Mit Abstand am schlimmsten trifft es die autofahrenden Pendler in München: Im Schnitt 79 Stunden verloren sie aufs Jahr hochgerechnet durch Staus auf dem Weg zur Arbeit - mehr als drei Tage. Allerdings sind das immer noch sieben Stunden weniger als vor Corona. Auf Platz zwei folgt Berlin mit 65 Stunden. Hier fehlt nur eine Stunde zum Vorkrisenstau.

Ab dem von Hamburg mit 47 Stunden belegten Platz drei werden die Abstände dann allerdings deutlich geringer. Auf den Rängen vier bis zehn folgen Potsdam (46 Stunden), Pforzheim (44), Düsseldorf (43), Köln (42) sowie Nürnberg, Dresden und Münster mit je 41 Stunden Zeitverlust.

Einige Städte weisen dabei massive Anstiege auch zur Vor-Corona-Zeit auf. In Potsdam und Dresden beträgt er fast ein Drittel - laut Inrix geht das Plus in beiden Städten wohl unter anderem auf größere Baustellen zurück.

Deutsche Pendler kommen noch glimpflich davon

Im internationalen Vergleich kommen die deutschen Autofahrer damit allerdings noch recht glimpflich davon: Für die Stauhauptstadt London errechnete Inrix einen Zeitverlust von 148 Stunden - mehr als sechs Tage. Dahinter folgen Paris mit 140 und Brüssel mit 134 Stunden. Insbesondere in Europa haben sich die Staus der Studie zufolge wieder verschärft. In den USA sei der Verkehr dagegen im Vergleich zu 2019 deutlich flüssiger geblieben.

Inrix verkauft Verkehrsanalysen und Dienstleistungen für vernetzte Autos an Verwaltungen und Unternehmen. Je größer die Stauprobleme erscheinen, desto besser sind seine Geschäftsaussichten. Das Unternehmen ist nicht das einzige, das Studien zum Thema veröffentlicht. So hat der ADAC zuletzt bereits in seiner Sommer-Stauanalyse für den Verkehr auf Autobahnen einen massiven Anstieg der Staus festgestellt. Eine Jahresbilanz des Verkehrsclubs für 2021 liegt noch nicht vor - ebenso beim Karten-Spezialisten TomTom, der in der Vergangenheit häufiger abweichende Rankings veröffentlichte.

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Verkehrsexperten sehen solche Rankings mit gemischten Gefühlen: Justin Geistefeldt, Professor für Verkehrswesen an der Ruhr-Universität Bochum, findet die gängigen Stau-Rankings grundsätzlich "ein Stück weit problematisch", weil sie Besonderheiten der einzelnen Städte nicht ausreichend berücksichtigten. "Die Topographie, die Verkehrsnetzstruktur und vor allem die Pendlerverflechtungen der betrachteten Städte sind nur bedingt vergleichbar", sagt er. Dennoch lieferten die Studien gewisse Hinweise. "Es gibt kaum eine bessere Datengrundlage, um das Staugeschehen zu bewerten."

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36 Kommentare
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  • Mobilitätsfreund am 08.12.2021 00:03 Uhr / Bewertung:

    Nicht umsonst ist Bayern ein eingleisiges Dieselstrecken und Eisenbahnentwicklungsland. Und beim ÖPNV auf dem letzten Platz im Bundesvergleich.
    Das müssen Sie mal im Landesvergleich sehen. Fast alle csu geführten Landkreise verweigern überhaupt einen ÖPNV anzubieten.
    Bayern ist ein ÖPNV Entwicklungsland. Es ist in Bayern verkehrspolitisch so gewollt.
    Zudem ist der Freistaat Bayern (csu) der Vertragspartner der S-Bahn München und im Bund bestimmt immer noch der csu Bundesautoverkehrsminister über den Nichtausbau der Eisenbahn. Die csu möchte auch weiterhin nur einzig Straßenbau und mehr Autoverkehr fördern. Da ändert sich also nichts.
    Höhere ÖPNV Preise und schlechter ÖPNV sollen dafür sorgen, dass die Menschen im Auto bleiben, um damit die csu Straßenbaupläne zu rechtfertigen.
    Der Bundeswahlkampf ist vorbei, der Landtagswahlkampft beginnt und daher man schickt sich an, die 16 Jahre Versäumnisse der csu Landes- und Bundesverkehrsminister auf die neue Regierung zu schieben.

  • Noredundgreen13 am 07.12.2021 13:37 Uhr / Bewertung:

    Und da hilft es ungemein, dass die Ampel Jugendliche jetzt schon mit 16 Jahren an das Steuer lassen will. Ein weiterer Schritt zu, weniger Autos auf den Straßen!

  • doket am 07.12.2021 14:30 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Noredundgreen13

    Radwege dürfen die nicht bekommen, Autofahren sollen die auch nicht dürfen. Das sind wohl Bürger 2. Klasse für Sie, oder?

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