Paulaner-Gelände: Auch Platz für Normalos?
Wo jetzt Paulaner braut, sollen Sozialwohnungen gebaut werden – und solche, die fast 5.000 Euro pro Quadratmeter kosten. Kann ein Normalo auf Wohnraum hoffen?
München - Eine „Filetierung nach Metzger-Art“ musste sich Jürgen Büllesbach, der Chef der Bayerischen Hausbau, bei einer Podiumsdiskussion zum Neubau am Paulaner-Gelände vorwerfen lassen. Von Adelheid Dietz-Will, der Vorsitzenden des Bezirksausschusses Au-Haidhausen. Das Filetgrundstück werde bestmöglich vermarktet – und zwar als Eigentumswohnungen, wie in München längst üblich.
Nun ist die Hausbau nicht im obersten Segment tätig. Büllesbach verweist da auch auf die Welfenhöfe, die in der Nähe gebaut wurden – und nennt für den Tassilohof einen Durchschnittskaufpreis von 4393 Euro pro Quadratmeter.
Ähnlich soll es auf dem Paulaner-Gelände werden, Preissteigerungen noch nicht eingerechnet. In der Immobilienbranche gilt dieses Preissegment noch lange nicht als Luxus. Dennoch ist es das für viele. Adelheid Dietz-Will: „Das können sich 80 Prozent der Münchner nicht leisten. Es wird also für die oberen 20 Prozent gebaut.“
Weil es das Gesetz vorschreibt, wird es auch Sozialwohnungen geben. Und sonst? Kann ein Normalo – mit Job, aber ohne Reichtum – in eine solche Neubausiedlung überhaupt einziehen?
Die Stadt fördert im so genannten München-Modell auch Haushalte mit mittleren Einkommen beim Kauf von Eigentum. Für dieses Modell werden bei einem Neubau-Projekt in München rund zehn Prozent der Fläche zur Verfügung gestellt.
Zurzeit hat die Stadt 114 Bauvorhaben mit München-Modell, 1850 Eigentumswohnungen werden so vergeben. Die Berechtigung richtet sich nach dem Bruttohaushaltseinkommen. Ein Paar darf maximal 50000 Euro jährlich verdienen, um eine solche Wohnung zu kaufen. Für einen Drei -Personenhaushalt sind es 61 000. Und wer drüber liegt?
„Der landet auf dem freifinanzierten Wohnungsmarkt und fällt dann sehr oft raus“, sagt Ingeborg Staudenmeyer, die als Bezirksausschuss-Chefin in Neuhausen-Nymphenburg Neubauten wie Nymphenburg-Süd oder Hirschgarten miterlebt hat: Sozialwohnungen neben denen von Besserverdienern. Staudenmeyer: „Die Schere derer, die in solche Neubauten einziehen, geht auseinander.“
Preis-Explosion: Wahnsinnspreise kommen noch
München - Die Wohnungsnot in München ist auch eine Kehrseite des Erfolgs. Der Zuzugsdruck ist so enorm wie in keiner anderen deutschen Großstadt. Die Münchner müssen dafür bezahlen. Gerade beim Wohnen. Da fehlen derzeit rund 31.000 Wohnungen.
Nach den Prognosen des Planungsreferats müssen in München bis 2030 mindestens 116.000 Wohnungen gebaut werden. Dabei verfehlt die Stadt seit Jahren ihre selbst gesteckten Ziele im Wohnungsbau. Das lag viele Jahre auch daran, dass sich die Investoren zurückgezogen hatten: An der Börse war leichter Geld zu verdienen. Scharenweise versilberten Anleger und Versicherungen ihren Wohnungsbestand. Mietwohnungen wurden teure Eigentumswohnungen.
Der Mietwohnungsbau lag zur Jahrtausendwende lange fast brach. Bauherren investierten lieber in Eigentumswohnungen: Hoher Gewinn und kein Ärger mit Mietern. Mit dem Börsencrash kommen die Anleger wieder zurück: Aus der ganzen Welt kaufen sie Fonds in München ein. Die Grundstücke gehen teilweise zum doppelten Schätzwert weg. Wenn diese Wohnungen fertig sind – das werden Wahnsinnspreise.
- Themen:
- Paulaner