Patrizia setzt Missständen kein Ende
Nach dem Verkauf von 32 000 GBW-Wohnungen: In Ludwigsfeld leben die Bewohner schon länger mit der Patrizia – der Frust darüber ist groß
MÜNCHEN Georg Lämmle ist nicht gut auf die Patrizia zu sprechen: „Gegen solche Haie kann man sich kaum wehren.” Der 74-Jährige wohnt seit fast zehn Jahren mit seiner Frau in Ludwigsfeld und war 2010 zusammen mit Jürgen Koller Antragssteller einer Bürgerversammlung, um „möglichst eine rasche gezielte Hilfe der Stadt München für die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner Ludwigsfelds zu erwirken”.
Was das alles gebracht hat? „Nichts”, sagt Georg Lämmle. Im Nachhinein stellte er für sich fest: „Solche Bürgerbegehren bringen nichts. Die stehen auf zu schwachem Fuß.”
Seit die Siedlung Ludwigsfeld 2007 von der Patrizia erworben wurde, sei viel zu wenig passiert. „Und wenn etwas passiert, schlägt sich das sofort im Mietpreis nieder.” Für Lämmle wäre das gar kein Problem: „Wenn die Arbeiten denn wenigstens professionell durchgeführt würden. Aber das ist einfach unzureichend und kann man so nicht akzeptieren.”
Damit zielt der Rentner auch auf die Parkplatzsituation in Ludwigsfeld ab: „Die Leute müssen hier auf den Wiesen parken, die dann natürlich zerstört werden. Und wenn die Wiesen wieder gemacht worden sind, werden die Kosten dafür an die Mieter übertragen.”
Hört man den Ausführungen von Georg Lämmle zu, lässt sich erahnen, was die Mieter in den 32 000 Ex-GBW-Wohnungen erwartet.
Petra Grünwald jedenfalls war regelrecht schockiert, als sie vom Kauf der GBW-Wohnungen durch die Patrizia erfahren hat. „Das gibt es doch nicht”, sagte die Frau, die schon länger schlechte Erfahrungen mit der Patrizia macht.
Petra Grünwald ist Vorsitzende der Interessengemeinschaft Ludwigsfeld (IGLU), die einst gegründet wurde, um die Anliegen der Siedlungs-Bewohner zu vertreten. Mit der Übernahme durch die Patrizia im Jahr 2007 wurde dies zunehmend schwieriger.
Wie heuer bei den 32 000 GBW-Wohnungen gab es damals zwar auch eine Sozialcharta, allerdings mit vielen Schlupflöchern für die Patrizia. „Alleine was in der Präambel stand, war einfach so in den Wind gesprochen”, sagte Petra Grünwald zum Vermerk, dass die „besondere historische Situation der Siedlung und die Struktur der Bewohner” berücksichtigt werden sollte.
Dagegen lässt sich aber weder von Seiten der Interessengemeinschaft noch der Bewohner vorgehen. Bei Verstößen gegen die Sozialcharta wäre das was anderes. „Aber es klagt ja niemand”, sagt Petra Grünwald, die nichts von Verbesserungen wissen will, seit die Patrizia in Ludwigsfeld verantwortlich ist: „Die Patrizia hat kein Interesse daran zu investieren.”
Nötig wäre das aber an vielen Ecken in Ludwigsfeld. Die alte Gaststätte ist heruntergekommen, es gibt sie schon länger nicht mehr. Die Kabinen des TSV Ludwigsfeld sind in der letzen erhaltenen KZ-Baracke untergebracht (Ludwigsfeld war einst als Außenlager Allach des KZ Dachau bekannt) und längst sanierungsbedürftig. „Hier sei die Finanzierung zu kompliziert”, sagt Petra Grünwald. Und das Parkplatzproblem wird eher vergrößert als gelöst. „Die Patrizia weiß darum, verringert aber die Parkflächen und bietet keinen Ersatz dafür”, sagt Grünwald.
Den Mietern der 32 000 ehemaligen GBW-Wohnungen kann sie keine Hoffnung machen: „Die Betroffenen tun mir leid.”