Patientin im Klinikum rechts der Isar vergewaltigt: Mann vor Gericht
München - "Mein Leben ist zerstört." Seit dem Vorfall kämpfe sie gegen den Hass auf alle Männer, sagt Paola T. (53, Namen geändert) unter Tränen. Auch die Beziehung zu ihrem langjährigen Lebensgefährten leide darunter. Seit einem Jahr befinde sie sich in Therapie.
Die Ursache ihres Leidens liegt ein gutes Jahr zurück und ist der wahr gewordene Albtraum einer Krankenhaus-Patientin. Am Morgen des 30. Dezember wachte die Italienerin auf und fühlte sich seltsam. Ihr Büstenhalter sei offen gewesen, berichtet sie im Zeugenstand. Und sie sei nicht richtig wachgeworden. Als sie sich im Bad untersucht, findet sie Sperma an ihrem Körper.
Die Staatsanwältin ist überzeugt: Die Frau ist von dem Krankenpfleger Murat K. (59) erst mit Schlafmitteln betäubt und dann auf der Stationstoilette vergewaltigt worden.
Wegen der Schlafmittel: Das Opfer kann sich an nichts erinnern
Paola T. kann sich selbst nur noch daran erinnern, dass sie auf die Toilette gebracht wurde – dann kam der Filmriss. Als sie wieder aufwachte, lag sie in ihrem Bett. "Ich bin da nicht mit meinen Füßen hingekommen", erklärt sie vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Krankenpfleger Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses vor, wie es im Strafgesetzbuch steht.
So haben die Ermittler den Fall rekonstruiert: Am 27. Dezember 2016 hatte sich die 53-Jährige wegen starker Kopfschmerzen im Klinikum rechts der Isar einliefern lassen. Paola T. lag mit zwei weiteren Frauen auf einem Mehrbettzimmer der neurologischen Station des Klinikums. Für die Frauen war Murat K. als Pfleger zuständig.
Der habe in der Absicht, sie zu vergewaltigen, die 53-Jährige zunächst in einen Zustand der Bewusstlosigkeit versetzen wollen. Am Tatabend habe er ihr deshalb im Abstand von einer halben Stunde das Schlaf- und Beruhigungsmittel Midazolam zwei Mal als Infusion verabreicht. Obwohl er wusste, dass das Mittel bei der Frau weder ärztlich angeordnet, noch medizinisch notwendig war.
Dann habe er sie barsch aufgefordert, noch einmal auf die Toilette zu gehen. Paola T. habe ihm entgegnet, dass sie gar nicht müsse. Murat K. habe das nicht gelten lassen, ihr die Infusion in die Hand gedrückt und sie dann auf die Stationstoilette geführt.
Der Pfleger soll den Zustand der Frau ausgenutzt haben
Dort verlor die Frau das Bewusstsein, schlief tief und fest ein. Diese Situation habe der Angeklagte dann ausgenutzt, um ihr den BH zu öffnen und sie zu vergewaltigen.
Murat K. schweigt zu den Vorwürfen. Der Prozess wird heute fortgesetzt. Ein Urteil soll nach bisheriger Planung der Strafkammer am 19. Februar verkündet werden.
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