Kommentar

Pasing ist überall: In München fehlen Stadtteilzentren mit kleinen Läden

Der AZ-Lokalchef Felix Müller über die Stadtteilzentren - und fehlende kleine Geschäfte.
von  Felix Müller

Pasing hat seine Probleme nicht alleine. Kürzlich habe ich mich mit einer gebürtigen, alteingesessenen Laimerin über die Fürstenrieder Straße unterhalten. Mei, die Fürstenrieder! Wo sich heute Callshop, Dönerladen, Ein-Euro-Shop aneinanderreihen, gab es einst den Karstadt, ansprechende Herrenmode, Handwerkerbedarf.

Nichts gegen Döner und Ein-Euro-Shops: Eine Großstadt sollte auf keinen Fall nur aus Gärtnerplatzvierteln bestehen. Designer-Mode, Designer-Möbel, teure Cafés: Auch das ist eine Form träger Monokultur. Aber wie
beliebig viele Stadtteilzentren in den nicht ganz zentralen Vierteln mit dem Sterben alter, kleiner Läden geworden sind oder zu werden drohen, ist ein Problem.

Eines, dem in dieser Stadt zu wenig Beachtung geschenkt wird. Schon in Ordnung, dass man sich in München um die Innenstadt-Händler sorgt. Die City hat Symbolkraft, sie ist wichtig. Aber das normale Leben, der Alltag, spielt sich eben anderswo ab: in den Vierteln. Dort, wo einst selbstverständlich eine Einzelhandelsstruktur war wie in einer Kleinstadt: Pullover kaufen, Fernseher testen, Buch anlesen - alles um die Ecke, kein Problem.

Es fehlen kleine Geschäfte

Inzwischen fehlt in dieser boomenden Stadt in sehr vielen Nachbarschaften eine solche Struktur - und nach der Krise wird es noch schlimmer sein. Einkaufszentren mögen den unmittelbaren Nachbarn ein Angebot sein
- den örtlichen Händlern schaden sie sogar oft eher.

Zeit für die Politik, sich mehr Gedanken zu machen - etwa darüber, wo eine neue Verkehrsführung die
letzten Händler aus der Bahn wirft. Und darüber, wie Bauträger gezwungen werden können, in Neubaugebieten nicht nur Rossmann, Rewe, Kindertagesstätte einzuplanen - sondern auch Raum für kleine Geschäfte.

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