Partnerin jahrelang in Wohnung eingesperrt? Angeklagter bestreitet sämtliche Vorwürfe

München - Am Landgericht München I hat am Dienstag der Prozess gegen einen Mann begonnen, der seine Partnerin jahrelang in der gemeinsamen Wohnung in München eingesperrt und wie eine Gefangene behandelt haben soll. Am ersten Verhandlungstag bestritt der heute 63-Jährige sämtliche Vorwürfe und gab stattdessen wirre Erklärungen ab.
Anklage: Partnerin wie eine Gefangene behandelt
Laut Staatsanwaltschaft durfte die Frau ab 2012 nur noch in seiner Begleitung die Wohnung verlassen – etwa zu Arztbesuchen. Ab 2019 habe sie die Wohnung gar nicht mehr verlassen dürfen.
Der Staatsanwaltschaft zufolge war Eifersucht das treibende Motiv: Der Angeklagte hatte demnach Angst, dass sich seine Partnerin mit anderen Männern treffen würde. Er soll sie gezwungen haben, 500 Mal in ein Heft zu schreiben: "Ich schaue keine Männer an."
Im Herbst 2012 soll der Angeklagte dann auch den Festnetzanschluss in der gemeinsamen Wohnung gekündigt haben – ohne das Einverständnis seiner Partnerin. Hintergrund. Die Frau sollte keinen Kontakt mehr zu ihren Freundinnen aufnehmen können.
Fenster der Wohnung mit Papier und Folie abgeklebt
Später, im Jahr 2014, soll der Angeklagte alle Fenster der Wohnung mit Papier und Folie abgeklebt haben, damit die Frau nicht mehr herausschauen kann. 2014 und 2015 soll sich das Paar der Staatsanwaltschaft zufolge jeweils für einen zehntägigen Urlaub in Italien aufgehalten haben. Dort fesselte er seine Partnerin in jeder Nacht mit einer Kette ans Bett, sodass sie das Schlafzimmer nicht mehr verlassen konnte.

Einige Jahre später soll der Mann zudem mehrere Kameras in der Wohnung angebracht haben, um seine Partnerin überwachen zu können. Der Zutritt zur Küche wurde ihr verwehrt – um dies kontrollieren zu können, installierte er einen Bewegungsmelder. 2017 tauschte er die Schlösser der Wohnung komplett aus, ohne seiner Partnerin einen Schlüssel zu geben. Ab April 2019 durfte die Frau die Wohnung laut Staatsanwaltschaft gar nicht mehr verlassen, auch nicht mehr für Arztbesuche.
Aus ihrer Situation befreit wurde die Frau nach Angaben der Staatsanwaltschaft von der Polizei. Die Hausverwaltung hatte die Beamten informiert, weil die Frau nur noch per Post geantwortet hatte, aber lange nicht mehr gesehen wurde und die Tür nicht öffnete, wenn jemand klingelte.
Angeklagter bestreitet sämtliche Vorwürfe
Zum Prozessauftakt hat der Angeklagte die Vorwürfe bestritten. "Das stimmt alles nicht", sagte er. Seine Lebensgefährtin habe einen Schlüssel gehabt und die Wohnung verlassen können. Die Frau lüge. Allerdings sei das Verlassen der Wohnung gefährlich gewesen. Denn die Kriminalpolizei und der Bundesnachrichtendienst (BND) hätten es auf ihn abgesehen. "Ich bin Staatsfeind Nummer eins."
Die Staatsanwaltschaft, die dem Mann Freiheitsberaubung und Vergewaltigung in 30 Fällen vorwirft, geht davon aus, dass er zwar paranoid und schizophren, mindestens in Bezug auf den Vergewaltigungsvorwurf aber schuldfähig ist. Er soll sie immer wieder vergewaltigt haben, um sie zu bestrafen. Nach mehreren Monaten in Untersuchungshaft in Stadelheim befindet sich der Mann mittlerweile in einer psychiatrischen Klinik.
Das Gericht hat mindestens elf Verhandlungstage angesetzt, im Dezember könnte ein Urteil fallen.