Parkplatz-Streit: Rentnerin fährt Schwangere an
München - „Ich fahre 53 Jahre Auto. So was ist mir noch nie passiert“, klagt die Rentnerin Erna L. (73, Name geändert) vor dem Münchner Landgericht. Sie sitzt bereits in zweiter Instanz wegen Nötigung im Straßenverkehr auf der Anklagebank.
Laut den Ermittlungen soll sie am Rückgebäude der Fürstenfeldbrucker Sparkasse in der Pruggmayrstraße die hochschwangere Lehrerin Nina O. (35) beim Einparken ihres blauen VW-Busses vom Stellplatz gedrängt und dabei am Bauch touchiert haben.
Im Ersturteil ist sie zu 1350 Euro Geldstrafe (90 Tagessätze) und drei Monaten Fahrverbot verurteilt worden. Dagegen legt sie jetzt Berufung ein. Denn Erna L. behauptet: „Ich habe die Frau nicht berührt und zurückgedrängt. Ich dachte, die Frau stand da auf dem Parkplatz und will mich einweisen, weil sie wild mit den Armen rumgefuchtelt hat.“
Der Vorfall hat sich Anfang März letzten Jahres ereignet. Nina O. und ihr Mann wollen Kaffeetrinken gehen. Vor Gericht sagt die Lehrerin: „Das Baby sollte bald kommen. Wir wollten noch einmal ohne Kind etwas unternehmen.“
Als ihr Mann einparkt, steigt Nina O. aus, weil der überdachte Standstreifen recht schmal ist: „Mein Mann ist dann wieder rausgefahren, weil ein älterer Herr so nicht in seinen Wagen konnte.“ Nina O. bleibt auf dem Parkplatz stehen.
Ihr Mann fährt raus. Als er wieder einparken will, schnellt vor ihm Erna L. in die Lücke. Er hupt und ruft aus dem Fenster: „Das ist mein Parkplatz.“ Die Rentnerin ignoriert ihn und fährt auf Nina O. zu, schiebt sie mit dem Kühler praktisch vor sich her.
Nina O. trommelt wild auf die Kühlerhaube, sie ruft: „Hilfe, ich bin schwanger.“ Sie sagt auch: „Ich habe den VW-Bus erst gar nicht gesehen. Ich stand nur da. Ich wollte den Parkplatz nicht für meinen Mann freihalten.“ Das ist nämlich gesetzwidrig und wird mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet.
Richterin Michaela Welnhofer-Zeitler hakt nach: „Können Sie mir erklären, dass Sie den VW-Bus nicht gesehen haben?“ Nina O.: „Ich habe den Bus erst bemerkt, als er mich berührt hat. Ich musste mich dann zwischen Fahrerseite und Betonwand an dem Auto vorbei quetschen.
Dabei musste ich den Außenspiegel umklappen.“ Sie sagt weiter: „Danach habe ich gezittert und geweint. Wehen setzten plötzlich ein. Das Kind kam aber erst Ende März.“ Zwischen Erna L. und dem Paar entsteht auf dem Parkstreifen ein lautes Wortgefecht. Passanten, die den Vorfall gesehen haben, kommen dazu.
Ein Unternehmer (38) rät dem Paar: „Holen Sie die Polizei. Ich habe alles gesehen.“ Er wird sich später als Zeuge zur Verfügung stellen. Erna L. geht weg und zischt: „Leckt mich alle am Arsch!“ Auch der Mesner Klaus F. (51) hört Schreie und sieht Nina O. eingeklemmt zwischen Bus und Mauer: „Ich habe vor der Kirche, die gegenüber liegt, Gartenarbeit gemacht und schaute hin, als ich die Schreie hörte.“
Nach der Zeugenvernehmung merkt der Verteidiger, dass Erna L. wie im ersten Verfahren nicht mit einem Freispruch rechnen kann. Nach kurzer Beratung ziehen die die Berufung zurück. Erna L. wird zahlen und den Führerschein abgeben.
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