Parkplatz an der Hansastraße: Bauen über Bussen?

Der Busparkplatz an der Hansastraße soll überbaut werden, wird im Viertel gefordert. Die Stadt reagiert verhalten - will andernorts aber weiterhin Wohnungen über Parkplätzen bauen.
von  Myriam Siegert
Dieser Busparkplatz an der Hansastraße ist aktuell Gegenstand von Diskussionen.
Dieser Busparkplatz an der Hansastraße ist aktuell Gegenstand von Diskussionen. © abz

München - Eine große Fläche, mal Schotter, mal Asphalt, rundherum Bäume, einige abgestellte Reisebusse. Der Busparkplatz an der Hansastraße ist ein karger Ort, mit seiner Nutzung ist der örtliche Bezirksausschuss Sendling-Westpark (BA) schon seit längerem nicht zufrieden.

Lokalpolitiker wollen die Fläche überbauen

Den Lokalpolitikern schwebt vor, die Fläche zu überbauen. Vorbild könnte etwa das Stelzenhaus am Dantebad sein. Die Stadt allerdings springt auf diesen Vorschlag nicht an.

Das Grundstück, so geht es aus einem Schreiben des Kommunalreferats an den BA hervor, gehört der Stadt und ist durch einen langjährigen Pachtvertrag an den Betreiber des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) vergeben.

Der habe den Betrieb des Parkplatzes an die Rot-Kreuz-Betriebe (RKB) übergeben. Laut Pachtvertrag sei der Parkplatz als Ausweichstandort für den ZOB gedacht, erklärt Günter Keller (SPD), zuständiger BA-Chef in Sendling-Westpark.

Jedoch wird er als solcher nur wenig genutzt. In der Praxis hätte die Stadt "keinerlei Interesse, die wichtige Funktion dieses Ausweichstandortes auch tatsächlich auszufüllen", kritisiert er.

"Es gibt keinerlei Infrastruktur für die Busfahrer"

Seit Jahren verkomme der Platz immer mehr. "Bei Regenwetter gleicht er einer Seenlandschaft. Man kann dann eigentlich keinem Busfahrer zumuten, ohne Gummistiefel den Weg zu seinem Bus anzutreten", so Keller.

"Es gibt keinerlei Infrastruktur für die Busfahrer - keine Toiletten, keine Duschen, keine Sitzgelegenheit - gar nichts."

Was der BA hier als Problem sieht: ein Teil des Geländes, gut 4.000 Quadratmeter, ist durch einen Zaun abgetrennt. Seit Jahren beantragen die Viertelpolitiker diesen zu beseitigen, damit der Platz richtig genutzt werden kann.

Wieso steht der Zaun noch?

Keller erklärt, der Zaun stamme noch von einer Flüchtlingsunterkunft, die 2016 hier untergebracht war, aber seit vier Jahren aufgelöst ist. "Die Unterkunft war wahrscheinlich die sinnvollste Nutzung seit Bestehen des Busparkplatzes überhaupt", meint er.

Begründungen, warum der Zaun noch immer steht, obwohl man dem BA den Rückbau zugesagt hatte, haben die Lokalpolitiker schon viele gehört. Zuletzt in einer Antwort des Kommunalreferats an das Stadtviertelgremium.

Darin heißt es etwa, der abgetrennte Bereich ermögliche ein geschütztes Ein- und Aussteigen in Phasen, in denen es sich am ZOB staut oder für Busse mit besonders hohem Sicherheitsbedarf.

Zudem sei der Bereich eine nützliche Abstellfläche für Baumaterialien, etwa für Firmen, die im Stadtwerkeauftrag arbeiten. Und nicht zuletzt könnte so wenigstens ein Teil des Platzes vor illegaler Müllablagerung oder Autorennen geschützt werden.

Das sieht der Pachtvertrag vor

Den BA-Chef überzeugt all dies nicht: Dass hier Personen ein- und aussteigen sollten, sei laut Pachtvertrag gar nicht gestattet. Der sehe nur das Parken vor.

Zudem verhindere die Zweckentfremdung als Lagerbereich die Einfahrt eines Busses in den eingezäunten Bereich, darin zu wenden erscheine unmöglich.

Die Nutzung als Lagerplatz stört den BA: Die Stadtwerke hätten diesen Bereich dafür "für teures Geld vom Pächter zurückgemietet". "Ein eklatanter Verstoß gegen die ursprünglich vom Stadtrat beschlossene Nutzung", sagt Keller.

Dass hier jemand auf die Idee kommen könnte, Autorennen zu veranstalten, findet Keller, "so absurd, dass einem die Worte fehlen". Noch nie hätte jemand, auch nicht die Polizei, etwas Derartiges hier beobachtet. "Autorennen auf dieser Schlaglochpiste hätten wohl auch eher Fahrzeugschäden zur Folge", so der BA-Chef.

Das Mobilitätsreferat hat bereits Pläne

Für die Lokalpolitiker ist klar: Die Stadt ist nicht daran interessiert, den Parkplatz so zu nutzen, wie einst vorgesehen. Deshalb habe der BA nun beantragt, den Busparkplatz für gewerbliche oder für Wohnnutzung zu überbauen.

Eine Variante, die seit den guten Erfahrungen mit dem Stelzenhaus am Dantebad in der Stadt populär sein dürfte. Doch im Falle der Hansastraße kommt dem BA wohl das neue Mobilitätsreferat (MOR) in die Quere.

Das erklärt der AZ auf Anfrage, dass man gerade an einem Busparkkonzept für München arbeite. Dabei sei beabsichtigt, dem Stadtrat die Ertüchtigung und den Ausbau des Busparkplatzes vorzuschlagen. Dabei gehe es etwa um Oberflächenbefestigung, Beleuchtung, WC/Duschen, Serviceangebote für die Buslenker und Ähnliches.

Eine Überbauung schließt das MOR aus

Der Parkplatz biete mit seinen 80 Stellplätzen die einzige Möglichkeit, in der Nähe der Theresienwiese und in Reichweite zur Innenstadt Reisebusse abzustellen.

Dazu kommt: Wegen der "Angebotsoffensive der MVG im Busbereich", bestehe der zusätzliche dringende kurz- und mittelfristige Bedarf, um zeitweise Linienbusse abzustellen. Schließt das eine Überbauung aus? Beim MOR glaubt man: ja.

Zumindest eine solche, wie sie dem BA vorschwebt: "Die verkehrlichen Erfordernisse eines möglichen Busparkplatzes" seien aus Sicht des Mobilitätsreferates "nicht mit anderen Nutzungen wie Wohnen und Gewerbe vereinbar", so eine Sprecherin.

Ein präsentes Thema bei der Stadt

Auch wenn sich an der Hansastraße das Projekt Parkplatz-Überbauung schwieriger gestaltet - das Thema ist bei der Stadt durchaus sehr präsent.

Das Planungsreferat nennt auf AZ-Nachfrage gleich eine ganze Reihe von Standorten und Projekten, an denen bereits mehr oder weniger konkret gearbeitet wird.

Denn bei der Prüfung einer "Vielzahl von Flächen im gesamten Stadtgebiet" habe sich gezeigt, dass das Thema komplex ist. "Baurechtliche und planungstechnische Anforderungen" wie etwa Lärmschutz, Stellplätze, Eigentumsverhältnisse, städtebaulicher Kontext und die Nachbarschaft lassen oft "eine Bebauung nicht ohne weiteres möglich erscheinen" heißt es.

Hier wäre eine Überbauung möglich

Auf der Basis eines Stadtratsbeschlusses vom April 2020 zum Thema wird etwa für die Standorte Reinmarplatz in Gern, Kölner Platz in Schwabing, St.-Quirin-Platz in Obergiesing, Stefan-Zweig-Weg in Sendling-Westpark und die P+R Anlage am Westkreuz eine Überbauung für grundsätzlich möglich gehalten.

Als "grundsätzlich für eine Wohnnutzung entwicklungsfähig" wurden außerdem die P+R Anlage Studentenstadt und der Parkplatz an der Traubestraße am Ungererbad eingestuft. Am Westbad wäre der Parkplatz an der Agnes-Bernauer-Straße möglicherweise für eine Nicht-Wohnnutzung geeignet, heißt es.

Das Projekt am Reinmarplatz ist fast fertig

Für den Kölner Platz gibt es bereits Planungen, am Reinmarplatz ist das Projekt schon fast fertig: Die städtische Gewofag baut hier, nicht weit entfernt vom Pilotprojekt am Dantebad, ihre zweite Parkplatzüberbauung.

Am Reinmarplatz ist die Überbauung bald fertig.
Am Reinmarplatz ist die Überbauung bald fertig. © Florian Nagler Architekten

Die 144 Wohnungen sollen noch heuer fertig werden. Und auch Supermarktparkplätze hat die Stadt weiterhin im Auge. Weil diese aber oft selbst nur Pächter der Flächen seien, sei eine Planung und Entwicklung schwierig, erklärt das Planungsreferat.

"Mittlerweile gibt es aber erste durchaus erfolgreiche Projekte in Berlin und Frankfurt sowie ein sehr gutes Projekt aus München in der Tübinger Straße mit Lidl, so ein Sprecher. Man will dranbleiben, heißt es.

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